Biotope des Schönen in einer Landschaft
des Verfalls
Prostori lepote v pokrajini propada
Luoghi di bellezza in un’ambiente di distruzione
Zum Projekt:
Drei im allgemeinen wenig beachtete Ortschaften
im Dreiländereck von Österreich, Slowenien und Italien stehen in
einem engen Verwandtschaftsverhältnis zueinander: Die Kärntner Marktgemeinde
Feistritz im Rosental, die slowenische Industriestadt Jesenice und
die friulanische Bergbausiedlung Cave del Predil. Alle drei Ansiedelungen
sind ehemals bedeutende Industriestandorte. Ihre Geschichte und
Kultur sind untrennbar mit den einst großen und ertragreichen Bergbau-
und/oder metallverarbeitenden Betrieben verbunden, deren Ursprünge
bis ins Mittelalter reichen. Und alle drei Orte prägt heute der
Niedergang dieser Betriebe: Sie wurden wie das Bergwerk in
Cave del Predil und die Akkumulatorenfabrik in Feistritz
vor wenigen Jahren entweder stillgelegt oder sie produzieren
wie das Stahlwerk in Jesenice nur noch marginal. So spiegeln
sich die wirtschaftlichen Probleme in sozialen Spannungen ebenso
wie in den teilweise devastierten Ortsbildern.
Trotz aller Bemühungen um Revitalisierung führen die drei Ortschaften
ein wirtschaftliches und kulturelles Schattendasein. Auch der Fremdenverkehr
spielt trotz der attraktiven Landschaft kaum eine Rolle. Ebenso
marginal ist der Kulturaustausch zwischen den drei Grenzgemeinden.
Das Projekt SCHÖNE ÖDE | LEPA PUSCA | BELLA BRULLA ist darauf angelegt,
die verborgenen Reize und Attraktionen dieser scheinbar »häßlichen«
Orte mittels künstlerischer Aktionen sichtbar zu machen und damit
sowohl der örtlichen Bevölkerung als auch auswärtigen Besuchern
neue Felder der Wahrnehmung zu eröffnen. Ziel ist die Stärkung der
regionalen Identität und der »Respekt« vor dem »Unansehnlichen«
als überraschend reichhaltiges ästhetisches Reservoir. Die Aufmerksamkeit
gilt dabei jenen Themenbereichen, die alle drei Orte miteinander
verbinden und zum Teil verblüffende Analogien hervorgebracht haben:
A) WASSER:
In allen drei Orten spielt die Wasserkraft
seit jeher eine große Rolle. Breite Bäche mit kräftigem Gefälle
und starker Strömung prägen die Ortsbilder. Historische Wehre, Dämme
oder veraltete Kleinkraftwerke zähmen das Wasser in sehenswerten
Inszenierungen.
B) INDUSTRIERUINEN:
Jeder der drei Ort weist eine Reihe großer
Industriebauten auf, die dem Verfall preisgeben sind. Der Reiz dieser
zum Teil spektakulären Ruinen liegt einerseits in ihrer »skulpuralen«
Qualität, andererseits in ihrer Symbolträchtigkeit. Auch als Träger
der Geschichte der regionalen Arbeiterbewegung kommt den Fabriken
Bedeutung zu.
C) EISENBAHN:
Seit rund hundert Jahren sind Feistritz und
Jesenice per Eisenbahn miteinander verbunden (was zu engen wirtschaftlichen
Verflechtungen führte). Eine indirekte Verbindung bestand aber auch
mit Cave del Predil, nämlich über die (stillgelegte) Woheinerbahn
zwischen Jesenice und dem Cave del Predil benachbarten Tarvis.
D) MUSEEN:
Kaum bekannt und in ihrer altmodischen »Bescheidenheit«
den Besucher rührend warten das Industriemuseum in Jesenice, die
Mineralienschau in Cave del Predil und das Kraigherhaus in Feistritz
darauf, mit neuen Akzenten von einem breiteren Publikum entdeckt
zu werden.
E) ALLTAGS- UND WOHNKULTUR:
Ein weiteres Augenmerk gilt den Wohnsiedlungen
in Jesenice, Feistritz und Cave del Predil. Besonders interessant
sind die alten Arbeiterunterkünfte mit ihrer jeweils charakteristischen
Architektur oder die Baracken der Schrebergärtner in ihrer Formenvielfalt.
Auch manch neuzeitlicher Wohnsilo oder einige Hervorbringungen der
Häuselbauer sind wenigstens unter dem Aspekt ästhetischer
Grenzerfahrung durchaus sehenswert.
F) ZWEI- UND MEHRSPRACHIGKEIT:
Nicht zuletzt verbindet die drei Orte der
Umstand ihrer Zwei- oder Dreisprachigkeit mit allen dazugehörenden
Konflikten oder Problemen. Nach wie vor so scheint es
wird die Mehrsprachigkeit eher als Belastung empfunden denn als
kulturelle Bereicherung. bedem dieser Themenfelder widmet SCHÖNE
ÖDE | LEPA PUSCA | BELLA BRULLA ein eigenes Kunstprojekt.
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