ERGÄNZENDE TEXTE

01. WARMBAD VILLACH/TOPLICE: SPURENSUCHE AM FUSSE DES DOBRATSCH
02. SOČA/ISONZO: DER KONSERVIERTE KRIEG
03. LIPICA: KULTURDENKMAL PFERD

02. SOČA/ISONZO: DER KONSERVIERTE KRIEG

Wanderer, die von Medana nach Gorizia gehen, treffen am Monte Calvario auf eine monströse Säule. An ihrer Basis ist eingemeißelt: »Non lacrime chiedono i morti ma qui chiamano i viventi a imparare come si ama la patria«, das heißt: »Nicht Tränen verlangen die Toten, aber sie berufen die Lebenden hierher ein, um zu lernen, wie man das Vaterland liebt«. Der Lernprozess soll am toten Material des Grande Guerra, des Ersten Weltkrieges anknüpfen.
Über dem ganzen südlichen Teil der Wanderung liegt zugleich subtil und übermächtig eine gespenstische Erinnerung. Dass die Denkmäler, die das Gedächtnis an auserwählten Punkten aufrecht erhalten, nahezu allesamt den Krieg verherrlichen, hat seine Gründe: Das Ossarium von Oslavia am Stadtrand von Gorizia, der Friedhof in Redipuglia, das Museum am Monte San Michele, sie alle wurden zur Zeit des italienischen Faschismus erbaut. Unmengen von Knochen und Körpern wechselten ihre Gräber, um die Gedenkstätten mit einem makabrren Sinn zu füllen. Der Baustil von Redipuglia, aber auch Stilelemente der anderen Monumente, wurden direkt von einem Modell übernommen, dem Sacrario dei martiri fascisti, das die Architekten Alberto Libera und Antonio Valente in der Ausstellung Mostra della rivoluzione fascista 1932 präsentiert hatten. So waren die Toten des Grande Guerra als Märtyrer vereinnahmt. Das Gewicht der Architektur erdrückt jede distanzierte Haltung. Noch immer heißen die Gedenkstätten zona sacra, heilige Zone, und noch immer stoßen Staffeln der italienischen Luftwaffe im Tiefflug die Farben der italienischen Flagge aus, wenn es einen Jahrestag zu begehen gilt.
Redipuglia liegt abseits des Weges. Es lohnt aber einen Besuch für alle, die diesen Zusammenhang und damit ein wichtiges Element der gegenwärtigen politischen Kultur in Italien besser verstehen wollen. Der Hauptteil der Anlage in Redipuglia ist als gigantische Parade von Toten gestaltet. Er wurde von Vittorio Emanuele III. und Benito Mussolini 1938 eröffnet. 22 übergroße Stufen führen nach oben. Hier liegen die Reste von 40.000 Soldaten, alphabetisch geordnet von A… Carlo, 115. Fanteria, dessen Körper offensichtlich so verstümmelt aufgefunden wurde, dass man nur noch seinen Vornamen rekonstruieren konnte, bis ZEPPI Giuseppe, 156. Fanteria. Über den Namenstafeln ist hundertfach das Wort PRESENTE ausgemeißelt. Die Toten machen dem Kommandanten Meldung, dem Filiberto di Savoia, Duca d’Aosta, der vor der Parade und vor den Sarkophagen von fünf anderen Generälen unter einem 75 Tonnen schweren Monolithen liegt. Geboren 1868, Kommandierender seit 1915, 1931 friedlich gestorben in seinem Bett, wollte er »in mezzo agli eroi della terza armata«, inmitten der Helden der dritten Armee, begraben werden. Seine engsten Verwandten, Ehefrau Helene, seine Söhne Amedeo und Aimone, seine Brüder Vittorio und Luigi liegen an seiner Seite. »O morti gloriosi d’Italia«, so beginnt sein ebendort in Stein gehauenes Testament.
Jenseits ihrer martialischen Oberfläche kann die ganze Anlage als Symbol gelesen werden. Am Ende der Treppenanlage, hinter den Behältern von noch einmal 60.000 unbekannten Soldaten, also im Rücken der Totenparade, findet sich ein kleines Museum. Im Saal A Bilder der Helden mit Goldmedaillen, der Spazierstock des Generals Giuseppe Paolini, das Foto des Bersagliere Ciclista Ulderico Pifori, der beinamputiert zu Fahrrad weiterkämpfte. Im Saal B die kleinen Dinge, die all die Toten zurückgelassen haben: Messerchen, Feuerzeuge, Tabakdosen, Bilder aus dem Privatleben, Essgeschirr, Knöpfe, Münzen, Taschenuhren, kleine, selbst gebastelte Kunstwerke, Briefe an die Mutter. Die Gefallenen sind also von der famiglia des Duca und dem eigenen Familiären eingefasst. Für den Soziologen Niklas Luhmann ist ein Symbol kein Zeichen für etwas anderes, sondern: »Symbole sind Sinnformen, die die Einheit des Verschiedenen ermöglichen; sie sind diese Einheit, ihre äußere Form ist Darstellung dieser Einheit.« Genau in dieser Bedeutung ist Redipuglia die Darstellung einer Einheit des Verschiedenen, der Einheit der Nation und der Familie, eine Sinnform, die sich der italienische Faschismus in ganz besonderer Weise zu Nutze machte. Noch die Verharmlosung der Faschisten als gewalttätige Tollpatsche, die aber doch irgendwie zu uns gehören, wie sie zum Beispiel im Film »La vita è bella« von Roberto Benigni zu sehen ist, oder die martialische Familienfeier, mit der im Irak gefallene Carabinieri am Altare della Patria in Rom verabschiedet wurden, reproduzieren diese Symbolik und damit einen Aspekt des italienischen famigliarismo.
Ein Symbol in diesem Sinne ist aber immer zugleich ein gestohlenes Zeichen, ein Zeichen, das aus einem wirklichen Zusammenhang entfernt und in einen künstlichen gepflanzt wurde. Die Wirklichkeit des Grande Guerra können Wanderer nachvollziehen, die den Berg Sabotin passieren. Ausgedehnte, in den Stein gehauene Kavernen öffnen sich ins Nirgendwo, hier in den Abgrund des Isonzotales. Im August 1916 wird der Sabotin mit einem ungeheuren Einsatz von Menschen und Material von den Italienern gestürmt. Die in den Kavernen verbliebenen österreichischen Verteidiger, deren Kommandanten eine Kapitulation ablehnen, merken plötzlich, wie Petroleum und Benzin von oben einsickert. Das Feuer brennt drei Tage. Ein Bericht, der die Verbrannten im Jahr 1936 zu Helden erklärt, übertreibt nicht, wenn es heißt: »Von allen grausigen Schicksalen dieser blutigen Tragödie das grausigste wird aber den tapferen Verteidigern des Monte Sabotino zuteil.«

Hier wie anderswo entsprach der Krieg gerade nicht jenem Idealbild, das sich die Strategen machen: Von Alexander dem Großen bis zum Deutschen »Blitzkrieg« war Krieg immer als gigantische Maschinerie in Bewegung konzipiert. »Wir marschieren«, sangen die Soldaten. Der vorherrschende Zustand im Isonzogebiet war aber die Erstarrung. In künstlichen Höhlen, in mühsam ausgehobenen Gräben lagen sich die Soldaten gegenüber. Das felsige Gelände bot keine natürliche Deckung gegen Artilleriebeschuss. Wasserknappheit herrschte. Wer, wie der Soldat und Kammersänger Julius Pölzer, in einen Granattrichter blickte, sah das Grauen: »Obgleich der Boden felsig war, lag drinnen eine äußerst zähe und schmierige, braunrote Lehmschicht, welche der fortwährende Gußregen aus den Gesteinfalten zusammengeschwemmt hatte. In dem Granattrichter stand dieser scheußliche, mit Leichenteilen wie Handfleischfetzen, Därmen, Schädeln, Rippen und halbverwesten Menschenfleischstücken untermischte Morast oft mannstief.«
Nördlich von Gorizia war der Krieg überhaupt ein Gebirgskrieg. Das Leben in den Gräben und Kavernen war von einer schaurigen Enge. Dort hausten abgerissene Gestalten in Wickelgamaschen. Stollen wurden unter die Höhlen der anderen gebohrt, um diese zu sprengen. Oft lagen die Soldaten so nahe beieinander, dass sie jedes Wort der Gegner hören konnten. »Nicht selten geschah es, dass einer von uns, auch ich, von ‚drüben’ plötzlich beim Namen gerufen wurde«, berichtet ein italienischer Kriegsteilnehmer. Mit behelfsmäßigen Seilbahnen und über steile, gewundene Wege wurden Munition und Nachschub herangebracht. Vor allem im Winter 1915–1916 rissen Lawinen viele in die Tiefe.
Die Enge führte nachgerade zu einem Mentalitätskonflikt der Soldaten. Nicht mehr immer vorwärts stürmender, begeisterter Mut, sondern Emotionslosigkeit war in den Löchern gefragt. Oft scheint sich der Konflikt zur Klaustrophobie verdichtet zu haben. Es ist, als ob sich die Enge ein Ventil verschaffen wollte. Angetrieben von Offizieren, denen ihre Untergebenen gleichgültig geworden waren, stürmte man hinaus. Vasja Klavora zitiert in seinem Buch »Schritte im Nebel« einen unbekannten Berichterstatter: »Die vorderen Reihen wurden von den Maschinengewehren niedergemäht, rissen die nachfolgenden mit, die sich in den engen Heuwiesen kaum auf allen vieren halten konnten, so dass diese ganze Menschenmasse … in das Tal rollte.« Auf diese Weise wurden zum Beispiel auf der Alm Pretovc drei italienische Regimenter, die immer wieder gegen eine kleine österreichische Stellung anstürmten, fast vollständig vernichtet.
Natürlich machten sich viele Soldaten davon. Es wird erzählt, dass einzelne Verwundete von großen Gruppen zu Tal getragen wurden. Ernest Hemingway, der sich 1918 mit einer Rot-Kreuz-Kolonne an der italienischen Seite der Front aufhielt, schildert in seinem Roman »A Farewell to Arms«, wie die Carbinieri hinter der Front mit fliehenden Soldaten kurzen Prozess machten: »Einer schreib etwas auf einen Notizblock. ‚Seine Truppe im Stich gelassen, Befehl ihn zu erschießen’, sagte er.« Manchmal feuerten auch Deserteure auf die Carabinieri und schoben die Schuld hinterher den Einheimischen zu. Letzteres war durchaus im Sinne ihrer Vorgesetzten. »Die vermeintliche Schande, die die von der Front flüchtenden Soldaten verursachten, sollte vertuscht werden«, heißt es bei Klavora. »Wegen der Mißerfolge und Niederlagen im Gebirge rächten sich die italienischen Offiziere an den friedlichen Zivilisten im Tal«, berichtet eine Zeitzeugin. So wurden auch viele Zivilisten erschossen. Die Ermordung von sechs Bauern aus den Dörfern Ladra, Smast und Kamno nördlich von Tolmin war auf Zündholzschachteln dargestellt, die man in Italien kaufen konnte.
Die Kriegsverbrechen der österreichischen Seite im Ersten Weltkrieg wurden vor allem durch die späteren nationalsozialistischen Völkermorde in den Hintergrund des historischen Bewusstseins gedrängt. Die berüchtigten Galgenbilder, auf denen österreichische Soldaten lächelnd neben erhenkten Zivilisten stehen, stammen hauptsächlich aus Serbien, wo 30.000 Zivilisten der so genannten Kriegsnotwehr zum Opfer fielen. Die auf der österreichischen Seite der Isonzofront durchgeführten Requirierungen, Zwangsrekrutierungen und Übergriffe trugen jedenfalls zum Abflauen der anfänglichen Kriegsbegeisterung in Slowenien bei, die sich vor allem aus den italienischen Gebietsansprüchen motiviert hatte.

Die Front erstarrte bereits zu Kriegsbeginn. Am 23. Mai 1915 erklärte Italien Österreich-Ungarn den Krieg. Die österreichische Regierung wurde überrascht. Zu lange hatte sie auf eine Verhandlungslösung gesetzt und war sogar bereit gewesen, den Trentino abzutreten. Italien wollte rasch Richtung Ljubljana vorstoßen. Sogar der österreichische Feldmarschall Conrad war überzeugt, dass die Italiener binnen fünf Wochen Wien erreichen würden. Aber der italienische Nachrichtendienst wusste kaum etwas über die Schwäche der Österreicher. Fritz Weber erzählt in seinem Buch »Isonzo 1915« von einem Landsturmbataillon, das im Mai in Hermagor in Kärnten ankam, tagsüber talaufwärts marschierte und nachts mit dem Zug wieder zurückgebracht wurde, um dann abermals talaufwärts zu marschieren. Bald wusste die Bevölkerung: Es sind immer die gleichen. »Die Bärte wachsen, das Bataillon verlottert immer mehr.« In Italien glaubte man tatsächlich an Truppenmassierungen von großem Ausmaß. Das verschaffte den Österreichern eine Atempause von 30 Tagen zwischen der Kriegserklärung und den ersten Kämpfen.
Trotzdem verfügte der italienische General Cadora über eine fast vierfache Überlegenheit an Soldaten, als am 23. Juni 1915 der erste große Kampf begann. Der Ansturm scheiterte am felsigen Karstgelände, in das sich die österreichisch-ungarischen Soldaten bereits eingegrabenen hatten. Während der Umgruppierung auf italienischer Seite schaffte die österreichische Armeeführung insgesamt 224.000 Mann an die Südwestgrenze, und zwar hauptsächlich von der russischen Front, was dort vermutlich den Zusammenbruch der Armee des Zaren verhinderte. In elf Schlachten von 1915 bis 1917 verkrallten sich die Armeen nun ineinander. Das Hauptkampffeld lag meist südlich von Gorizia, im Karst zwischen Doberdò und Konstanjevica. Zu Täuschungs- und Entlastungszwecken wurde auch im Gebirge nördlich von Gorizia angegriffen. Beide Seiten konnten jeweils nur geringe Geländegewinne verbuchen. Einmal ging es vorwärts, dann wieder zurück. Es geschah Ähnliches wie in Sedan und Verdun. In der 6. Isonzoschlacht im August 1916 gelang den italienischen Truppen ein weniger strategisch als psychologisch wichtiger Erfolg: Die zerschossene Stadt Gorizia wurde eingenommen, der Monte Sabotino erobert.

Im Mai 1916, als Erzherzog Karl, der damalige Thronfolger und spätere letzte österreichische Kaiser, die 11. Armee kommandierte, wurde von österreichischer Seite unter Bruch des Völkerrechts erstmals Giftgas eingesetzt. Auf der Hochebene von Doberdò bliesen neuartige Apparate ein Gemisch aus Chlor und Phosgen in die Stellungen der Italiener. Zwischen 6.000 und 10.000 Soldaten erstickten jämmerlich. Kaiser Karl wurde zur Freude seiner seltsamen Verehrer unter Karol Wojtyla selig gesprochen. Ob die Heilung einer Nonne von ihren Krampfadern, die dabei als Argument ins Treffen geführt wurde, sein himmlisches Konto wieder ausgeglichen hat? Den eingegrabenen österreichischen Soldaten jedenfalls versprach der Gaseinsatz die Erlösung aus ihrer Erstarrung: »Da geht neues Hoffen durch die Tausende, die hier auf den Tod warten: Gas, Giftgas … Der Satan selbst soll losgelassen werden, um den Höllenbrand auszutreten«, heißt es bei Fritz Weber.
Die 12. und letzte Isonzoschlacht ab Oktober 1917 schien diese Hoffnung einzulösen. Mit Hilfe deutscher Gaswerfer brachen die Angreifer im Raum Tolmin durch und fanden abertausende Erstickte in ihren Gräben. Auch unter der psychologischen Wirkung dieses Angriffs löste sich die italienische Front auf. Die Zivilverwaltung in Friaul ließ die Bevölkerung im Unklaren. Honoratioren, Beamte und Gutsbesitzer flüchteten bei Nacht und Nebel. Tatsächlich verübte die österreichisch-ungarische Armee zahlreiche Gräueltaten an Zivilisten. Sie stieß schließlich bis an den Fluss Piave vor, wo ihr Angriff von den italienischen Truppen mit der Hilfe auch französischer, britischer und amerikanischer Verbände zum Stehen gebracht wurde. Die Soldaten saßen wieder in ihren Gräben fest. Ein letzter Versuch, sich im Juni 1918 aufzuraffen, scheiterte. Die Kräfte waren restlos erschöpft. Am 3. November 1918 wurde der Waffenstillstand geschlossen. Vergeltungsakte an flüchtenden österreichischen Soldaten zeigen die Verbitterung der Zivilbevölkerung. Im österreichischen Hinterland hatte der ungeheure Aufwand für diese Schlacht vor allem Transportkapazitäten blockiert und damit zu einer Hungersnot beigetragen.

An der Außenmauer des Museums am Monte San Michele ist das italienische »Bolletino della vittoria« vom 4. November 1918 in eine Marmortafel gemeißelt. Der Berg ist ein Minimundus des Todes, mit Schrottkanonen in der Landschaft und kleinen, verstreuten Denkmälern. Hier scheint die Banalität des Heldentums durch die tragische Erinnerung. Die dritte italienische Armee, deren taktisches Kommando sich zeitweise hier befand, hat ihre Hügel nummeriert. Auf Hügel 3 findet sich eine Tafel mit der Aufschrift: »Su queste cime italiani e ungharesi combattendo da prodi si affretallarano nella morte«, das heißt: »Auf diesen Hügeln verbrüdern sich tapfer kämpfende Italiener und Ungarn im Tode.«
Darin steckt eine Wahrheit. Im österreichisch-ungarischen Heer sprachen von 1000 Soldaten 248 Deutsch, 233 Ungarisch, 126 Tschechisch, 92 Kroatisch oder Serbisch, 79 Polnisch, 78 Ukrainisch, 70 Rumänisch, 36 Slowakisch, 25 Slowenisch und 13 Italienisch. Die italienischen Soldaten wiederum, viele aus den Dörfern des Südens, verstanden sich untereinander nur schwer: Zu unterschiedlich waren die Dialekte, und das Hochitalienische lernte man erst in der Schule. Man kann sich leicht vorstellen, welche Gewalt notwendig war, dieses »wahre Babylon an Nationalitäten«, wie es in einem Aufsatz von Lucio Fabi über die die österreichisch-ungarische Armee heißt, am Auseinanderlaufen zu hindern und immer wieder neu aus den Gräben heraus in sinnlose Angriffe zu treiben. Im Ossarium von Oslavia haben sich die Knochen ununterscheidbar vermischt. Diese Vielheit gilt es hinter der Fassade des Heldentums zu sehen, die der Nationalismus und der Faschismus errichtet haben. Die Tatsache, dass letztlich jeder der Soldaten eines jener abgegriffenen Fotos in seinen Taschen trug, die in Redipuglia ausgestellt sind, also die Erinnerung an sein eigenes, zugleich einzigartiges und banales Leben, verbrüdert die Soldaten tatsächlich im Tode. Es ist diese Erinnerung, die ihnen die Monumente gestohlen haben. Wer hinter ihre Fassaden blickt, wird die Nacktheit und Einsamkeit der grausam Bestohlenen erkennen. (Wilhelm Berger)