Wehrkirche Sv. Trojica in Hrastovlje
 
Hrastovlje | Cristoglie | Chrästeirach
 

Sie misst im Grundriss nicht mehr als zwölf mal sechs Meter und zählt doch zu den größten sakralen Kulturdenkmälern Sloweniens: die Dreifaltigkeitskirche aus dem 12. Jahrhundert am östlichen Ortsrand von Hrastovlje. Umgeben von einer hohen Wehrmauer mit zwei runden Türmen, wirkt sie wie die Minia-turausgabe einer großen Festung, die man aus einem fernen Land, vielleicht Kalabrien, hierher gebeamt hat. Bietet die Kirche bereits von außen ein ungewöhnliches Bild, birgt sie die eigentliche Kostbarkeit in ihrem Inneren. Es sind dies die 1949 wiederentdeckten Fresken aus dem Jahr 1490, mit denen Meister Ivan iz Kastva/Giovanni de Castua aus Istrien die drei winzigen Kirchenschiffe fast vollständig ausgeschmückt hat. Gehütet wird der kunsthistorische Schatz von Frau Rosana Rihter, die nach telefonischer Anfrage (00386 31 432231) aus dem Dorf herbeieilt und dem Besucher gegen eine Gebühr von zwei Euro Einlass gewährt. Untermalt von einer Audiokassette wandert der rote Lichtpunkt ihres Laserpointers von Bild zu Bild, während sie mit strenger Miene darauf achtet, dass die Betrachter dem Werk die gebührende Achtung erweisen. Fotografieren ist verboten, der Erwerb wenigstens einer Ansichtskarte moralische Pflicht.

Faszinierend ist, welche Fülle an Themen und Geschichten der Künstler auf engstem Raum festgehalten hat. Von der Erschaffung der Welt über die Vertreibung aus dem Paradies bis zur Passion Christi reichen die biblischen Motive; dazu kommen die ausdrucksstarken Porträts der Apostel und der Heiligen Drei Könige sowie diverser Heiliger und zeitgenössischer Würdenträger. Ungewöhnlich »modern« sind die Darstellungen der Kalendermonate und ein profanes Stilleben, grafisch reizvoll die farbenfrohe Ornamentik. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Hrastovlje mit dem Totentanz im rechten Seitenschiff. Elf Menschen unterschiedlichsten Standes, darunter ein Kind, ein Bettler, ein Bauer, ein Kaufmann, ein Mönch, ein König und der Papst werden von schaurig grinsenden Skeletten vor den Thron des gnadenlosen Todes geführt, der bereits mit Schaufel und Krampen auf seine Kundschaft wartet. Die Botschaft ist ebenso klar wie subversiv: Vor dem Tod sind alle gleich, was den gesellschaftlichen Rang auch zur Lebenszeit nebensächlich erscheinen lässt. Der egalitäre Ansatz entspricht dem spätmittelalterlichen Zeitgeist, der bekanntlich manchen Bauernaufstand und die Reformation hervorgebracht hat. Die Renovierung der Fresken in den 1950er Jahren war also durchaus im Sinne der Kommunisten, die den Klassenkampf als Motor der Geschichte und sich selbst als deren Avantgarde verstanden.
 
Einkehr:
Gostilna Švab. Etwas lieblos eingerichteter Flachbau, der auch größeren Reisegruppen ausreichend Platz bietet. Wer à la carte bestellt (und sich von der nervtötenden Begleitmusik nicht den Appetit verderben lässt), darf sich auf ein vergleichsweise gutes Essen freuen. 00386 5 6590510

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