Steinbruch Cava Romana bei Aurisina/Nabrežina
 
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»Von Sessana bis Nabresina durchzieht die Bahn einen der rauhesten, ödesten Theile des Karstes«, heißt es in einem Bahnreiseführer aus dem 19. Jahrhundert über den letzten Abschnitt der 1857 in Betrieb genommenen sogenannten Karstbahn von Ljubljana nach Triest. Es war dies neben der Semmeringbahn der kühnste und schwierigste Eisenbahnbau der österreichisch-ungarischen Monarchie, der den Staat in eine schwere Finanzkrise stürzte und ihn in der Folge zwang, die Strecke für Jahrzehnte privaten Betreibern zu überlassen. 13 Jahre lang waren bis zu 18.000 Arbeiter unter größten Entbehrungen damit beschäftigt gewesen, nach den Plänen des Österreichers Carl Ghega und des Italieners Hermenegild von Francesconi auf einer Länge von 142 km schwierigstes Terrain, wie Sümpfe, Schluchten und Gebirgszüge, zu überwinden und dafür zehn gewaltige Viadukte, acht längere Tunnel und unzählige Dämme zu errichten. Nicht weniger aufwändig gestaltete sich die Wasserversorgung der Strecke, für die u. a. bei Prosecco die längste Wasserleitung des Kaiserreichs und bei Aurisina ein riesiges Pumpwerk gebaut wurden, welches zugleich Triest mit Trinkwasser belieferte.

Hier befindet sich auch eines der eindrucksvollsten Bauwerke der Karstbahn, ein 650 m langer Viadukt mit 44 Steinbögen, der – im Gegensatz zur Brücke von Borovnica – beide Weltkriege überstanden hat. Als Baumaterial diente der in der Cava Romana von Aurisina abgebaute, besonders erosionsbeständige Marmor-Muschelkalk, der bereits in Aquileia und später in Venedig Verwendung gefunden hatte. Auch das österreichische Parlamentsgebäude wurde aus dem hier gebrochenen Naturstein errichtet. Vor dem 1. Weltkrieg arbeiteten bis zu 4.000 Steinhauer und -metze verschiedenster Nationen in Aurisina, das zu dieser Zeit auch ein bedeutendes kulturelles Zentrum war. Das änderte sich in der Zwischenkriegszeit, als die brutale Italianisierung der Faschisten die meisten Intellektuellen und viele einheimische Slowenen in die Flucht trieb. Ein Übriges taten die Nationalsozialisten, indem sie hunderte potenzielle Partisanen nach Deutschland deportierten und damit den beginnenden bewaffneten Widerstand erst recht herausforderten. Nach 1945 zwang die wirtschaftliche Not viele Familien in die Emigration nach Übersee. Auch die später wieder in Betrieb genommenen Steinbrüche boten aufgrund der Technisierung nur noch wenige Arbeitsplätze.
Die Eisenbahnbrücke von Aurisina überspannt ein zerklüftetes Plateau, das die Reisenden vor 150 Jahren als pure Steinwüste wahrnahmen. »In Millionen von kaum fußhohen Blöcken und Spitzen starrt überall das weißgraue Gestein auf, so weit das Auge reicht«, so der zitierte Reiseführer. »Hie und da sprosst dazwischen Haidekraut, Farrenkraut, Haidegestrippe. Wo in einer Vertiefung ein wenig Gras wächst, hat man diese Oase mit einer Mauer umgeben, um sie vor der einherbrausenden Bora zu schirmen.« Entsprechend trist stellten sich hier die Siedlungen dar: »Die Häuser der armen Karstbewohner […] sind von der ärmlichsten Beschaffenheit. Elende Steinhütten, aus denen nur die Thüre den Rauch ins Freie lässt, und darinnen Menschen, die im Schmutze, in der engsten Gemeinschaft mit ihren Schweinen leben, sich von halbrohen Kartoffeln, schlechtem Brei und noch schlechterem Brote nähren […].«
Ganz anders, nämlich ästhetischer Art, ist das Elend der Behausungen, die sich heute in der Umgebung des Steinbruchs von Aurisina dem Wanderer in den Weg stellen und ihn zu beschwerlichen Umwegen nötigen. Selbst die Bahn scheint ihren Anblick zu scheuen, wenn sie sich für zwei Kilometer tief in den Felsen gräbt und erst bei Santa Croce »den offenen Steilrand erreicht, wo der Karst in einer Absenkung von 500 Fuß in die See hinabtaucht. Vor uns liegt nun der weite, blaue Spiegel des -Adriatischen Meeres. Von leiser Brise bewegt, strömt es brandend gegen den Fuß des Gebirges. […] Ein Bild von überraschender Schönheit, bei dessen Anblick uns die Heine’schen Verse von den Lippen strömen: ›Thalatta! Thalatta! Sei mir gegrüßt, Du ewiges Meer!‹«

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