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Kathrin Stainer-HÄmmerle: politik am arsch, politik fÜrn arsch
Ach, wie schön ist Ibitza
Zack, zack, zack
Drei, vier Leute müssen wir pushen, drei vier Leute müssen abserviert werden
Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist
Jetzt erst recht
Genug ist genug
So ist Österreich nicht
Sehr geehrte Nicht-Mitglieder der Arsch-Partei!
Politik ist heute wirklich am Arsch und für‘n Arsch. Doch Sie können als Nicht-Mitglieder nicht austreten. Sie können auch nicht aus Österreich austreten, wenn Sie sich nicht zuvor für ein anderes Heimatland entschieden haben. In unseren Gesetzen sind keine Heimatlosen vorgesehen. Unsere Gesetze erlauben Ihnen auch nur den Austausch von Politikern, aber nicht jenen des Volkes.
Ich möchte hier und heute auch dem Großen Ewigen Vorsitzenden Viktor Rogy widersprechen: Wir können die Politik nicht abschaffen, wohl aber die Demokratie!
Aber nein, SO ist Österreich nicht, so WAR Österreich vielleicht einmal.
Heute schätzen und schützen wir unsere Demokratie. Dazu brauchen wir keine Revolution, sondern nur ein Video. Das reicht. So ist Österreich nicht. Das reicht?
Lage 1 Woche und 2 Stunden nach dem Einschlag: Wir befinden uns in einer verkehrten Dada-Welt.
Wo Politiker den Komödianten die Arbeit abnehmen
Wo die Realität die Satire übertrifft
Wo Erpresser/Geheimdienste/Schauspieler (weiteres nach bevorzugter Verschwörungstheorie einsetzen) die Arbeit der Opposition erledigen
Wo Plattformen den Bürgern das Denken abnehmen
Wo Algorithmen diktieren, wer wie lange nachdenken darf und wann genug genug ist
Lage vor dem 18. Mai 2019, 18.00 Uhr:
Wir alle haben die Zeichen des Untergangs ignoriert. Die Rattengedichte und die identitären Untermieter. Den Stacheldraht rund um Ausreisezentren. Die 1,50 Euro-Genug-ist-Genug-Parolen. Als »soziale Medien« begannen unsere Gesellschaft zu zersetzen. Als unsere Freunde nur mehr das gleiche denken durften. Als sich die politischen Ränder aufzuwölben begannen. Als deklarierte Demokratie-Kritiker wichtige Staatsämter besetzten.
Wahrscheinlich sind wir alle Profiteure und Förderer der bereits stattgefundenen Spaltung:
In Gut-Menschen und Ibiza-Nazi
In Miss-Trauische und Kurz-Bewahrer
In Pro-Europäer und EU-Zerstörer
In Fleißig-Anständige und Sozial-Schmarotzer
In GIS-Zahler und Schwarz-Seher
In hiesige Wähler und fremdende Nicht-Wähler
Früher, zum Zeitpunkt der Gründung der Arschpartei, 1977, war die Welt noch in Ordnung. Die Rollen fest verteilt. Künstler provozierten Widerspruch, machten das Verdrängte sichtbar, erzwangen Veränderung an Stelle von Gemütlichkeit.
Doch heute, im Zeiten des allumfassenden Populismus, sind wir alle Künstler, Journalisten, Politiker, Analytiker, Experten…
Wir können alle Stunk machen!
Jo aber, dürfen‘s denn des?
In einer Demokratie, ja. Und daher rufe ich hier und heute auf:
Es braucht neue Arsch-Parteien! Würden diese im September kandidieren: »Dann würden sie nicht 27 Prozent machen, dann machen sie 34 Prozent!« So hat es ein ehemaliger Vizekanzler prophezeit.
Also, wer ist dabei? Wer hilft bei der Gründung? Sind drei Rechtsanwälte im Raum? Sind vermögende Personen da? 500.000, 1 Million, 2 Millionen… Wer bietet mit? Wahlkampf ist teuer, das muss es uns wert sein!

(Zweifel)

Doch was kommt dann? Ein nächstes Ibiza, eine nächste Bankenpleite, das Verscherbeln des letzten Flecken rund um den Wörthersee?
(Bedenken)
Wenn Politik am Arsch ist, müssen wir vielleicht Politiker wählen, sein, die nicht Politik für Ärsche machen, die Politik für Nicht-Ärsche machen, die Nicht-Ärsche sind…
(Umkehr)
Gründen wir heute die Nicht-Ärsche-Partei! Das ist die totale Revolution. Suchen wir den Unterschied zu den Ärschen. Erheben wir zum Programm alles was uns unterscheidet: Das Grüßen von Nicht-Ärschen, den Hut ziehen vor Nicht-Ärschen, das Spalten aller Parteien in Ärsche und Nicht-Ärsche, das Abwerben aller Nicht-Ärsche für die eigene Bewegung! Wir wollen in Zukunft Ärsche verführen statt vorführen!
(Revolution)
Also, wer macht mit? Heute beginnt die Revolution! Ich rufe zur Spaltung auf! In Ärsche und Nicht-Ärsche. Ich rufe auf zur ersten kollektiven Tat diesen Sonntag: Wählen Sie einen Nicht-Arsch!
© Kathrin Stainer-Hämmerle, 2019

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