HANS SCHABUS, 1970
in Watschig im Gailtal geboren, hat sich in seinem bisherigen Werk
unterschiedlicher Mittel wie der Skulptur, des Films und der Installation
bedient. Die Arbeiten des Gironcoli-Schülers stehen stets in
unmittelbarer Beziehung zu einem räumlichen Denken und Erleben;
oft beziehen sich seine Skulpturen und Interventionen direkt auf das
psychische und physische Umfeld des Künstlers. Bezeichnend für
seine Vorgangsweise ist die Arbeit »Schacht von Babel«
von 2003. In seinem Arbeitsraum griff Schabus täglich drei bis
vier Stunden zum Spaten, um ein fünf Meter tiefes Loch, den »Schacht
von Babel«, auszuheben und den Atelierraum mit Erde zu füllen,
das heißt, neuen Raum zu schaffen und den anderen zuzuschütten.
»Skulptur«, sagt Schabus, »ist für mich Organisation
von Material im Raum.« Der Ort, an dem Kunst entsteht, wird
bei Schabus auf sein Gleichnispotenzial dem Leben gegenüber untersucht.
Die Arbeiten sind als Meditation über den schöpferischen
Akt, seinen Anspruch und die Differenz gegenüber alltäglichem
Tun lesbar. Die sich mit Reisen, Geschwindigkeit und nicht zielorientierter
Bewegung beschäftigenden Filmarbeiten verweisen auf die Bedeutung
einer interdisziplinären Reflexion.
Großes Aufsehen erregte Schabus’ Beitrag auf der Manifesta
4 in Frankfurt 2002. In seinem dort im Rahmen einer Rauminstallation
im Portikus gezeigten Video »Western« sah man Schabus
in einem kleinen selbstgebauten Segelboot namens »Forlorn«
durch die Abwässerkanäle Wiens schippern. Seine scheinbar
unendliche Reise durch die Kanäle, das Dunkel und den Dreck berührt
universale Fragen nach Flucht und Nichtankommen.
Mit dem spezifischen räumlichen Umfeld arbeitete Schaubus auch
in seiner »Astronaut (komme gleich)« betitelten Einzelausstellung
in der Wiener Secession 2003. Für sie ließ Schabus den
Eingang zum Ausstellungsraum mit einer Mauer verstellen, die im Eingangsraum
unverputzt noch Spuren der Arbeit zeigte, während sie auf der
anderen Seite als Teil der Wand unsichtbar war. Als einziger Eingang
in den Hauptraum diente den BesucherInnen ein Tunnel, der durch die
verzweigten Keller- und Nebenräume der Secession führte.
Spektakulär geriet auch Schabus’ »Rendevouzproblem«
im Kunsthaus Bregenz 2004, für das das gesamte Gebäude in
einen komplex verschachtelten, architektonischen und mentalen Parcours
der Entdeckung des eigenen Ichs transferiert wurde.
»Hans Schabus verbindet in seiner Arbeit auf außerordentliche
Weise psychisch-physische Erfahrung mit analytischer Präzision.
Er überwindet körperliche und räumliche Grenzen und
führt sich und den Betrachter auf eine physische, emotionale,
persönliche Erfahrungsebene – eine Ebene, die der Kunst
im Allgemeinen in den letzten Jahren zunehmend abhanden gekommen ist.
In seinem Rollenverständnis des Künstlers als eines Forschers
und Entdeckers formuliert er zudem einen Ausweg aus einer mehr und
mehr von Ironie und Abgeklärtheit beseelten Kunstszene. Schabus’
Arbeiten verlangen vom Betrachter eine Auseinandersetzung mit der
eigenen Psyche. Dabei handelt es sich niemals um ein Kollektiverlebnis,
sondern immer um eine sehr intime, persönliche Zustandserfahrung
sowohl in Bezug auf das Verhältnis von Künstler und Kunstwerk
als auch von Kunstwerk und Betrachter.« (Max Hollein) |