ZUM BUCH |
Gastfreundliche Dörfer, alte Verbindungswege und wilde Wasserläufe prägen die Carnia im Nordwesten Friauls. 27 Wanderungen führen AUS DER ENGE entlegener Bergtäler ins sanfte Hügelland am Rande der Tiefebene. Es sind Erkundungen auf den Spuren von Säumern, Krämern und Auswanderern,die sich stets nach außen orientierten. Ihnen verdankt die Region ein weltoffenes Gepräge, ohne dabei ihre Eigenheiten eingebüßt zu haben. |
Das siebente WANDER-REISE-LESEBUCH des UNIKUM lenkt den Blick auf eine unverwechselbare Kultur- und Naturlandschaft am südlichen Alpenrand. |
› Ausführliche Weg- und Ortsbeschreibungen › Kultur- und zeitgeschichtliche Beiträge › Gastronomische Tipps › Kartenskizzen › Fotografien |
Foto: Gerhard Pilgram (Blick von Vito d'Aasio auf den Tagliamento bei Pinzano, IT) |
Das siebente Wander-Reise-Lesebuch des UNIKUM knüpft thematisch an den Band DIE LETZTEN TÄLER aus dem Jahr 2008 an, der sich mit den »vergessenen Landschaften« entlang der italienisch-slowenischen Grenze befasst hat. Diesmal gilt das Augenmerk dem Nordwesten Friauls, der auch als Carnia, dt. Karnien, bezeichnet wird (nicht zu verwechseln mit der Karnischen Region im Kärntner Gailtal). Auch das Hügelland dies- und jenseits des Tagliamento ist Gegenstand des Buches. Wie immer haben wir die Landschaft zu Fuß erkundet, in diesem Fall fast 150 Mal. So hat sich uns Schritt für Schritt eine Welt von enormer Vielfalt und unverwechselbarem Charakter erschlossen. Es ist eine lebhaft gegliederte Landschaft mit eigenwilligen Dörfern, romantischen Flussläufen und einer prächtigen Gebirgskulisse. Reich an Naturschönheiten und Kulturschätzen, blickt sie auf eine bewegte Geschichte zurück, auf deren Zeugnisse man allenthalben stößt. |
Dass die Idylle nicht ungebrochen ist, liegt nicht zuletzt am Erdbeben des Jahres 1976, bei dem unzählige Dörfer zerstört wurden. In manchen Fällen hatte auch der Wiederaufbau ästhetisch verheerende Folgen. Meist ist aber die Mischung aus historischem Baubestand, behelfsmäßigen Wirtschaftsgebäuden und hässlichen Neubauten so abenteuerlich, dass es schon wieder eine Freude ist. Überdies finden sich immer wieder schöne Beispiele der karnischen Baukultur, die sich perfekt in die harmonische Landschaft fügen. |
Fast jedes Tal hat sein eigenes Gepräge und Selbstverständnis, auch scheint das soziale Gefüge tragfähiger als anderswo. Als Bindemittel dienen der Lokalpatriotismus und das Brauchtum, die mitunter merkwürdige Blüten treiben. |
Das Traditionsbewusstsein hat aber auch positive Aspekte, wenn etwa in zunehmendem Ausmaß verfallene Häuser renoviert oder alte Kulturwege instand gesetzt werden. Das ermöglicht es, auf historischen Verbindungswegen von Dorf zu Dorf zu wandern und auf diese Weise die Landschaft zu »lesen«. Entsprechende Anleitungen und Fußnoten liefert dieses Buch. Gleichzeitig versucht es, der Region mit ausführlichen Ortsbeschreibungen und Aufsätzen zur Geschichte und Kultur gerecht zu werden. Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit wird nicht erhoben, vielmehr mischen sich Fakten mit Informationen aus zweiter Hand und persönlichen Eindrücken. Gelegentlich wurde – quasi im Geiste von Johann Weichard von Valvasor – mit literarischen Ausschmückungen nachgeholfen. Einige Unschärfen und Idealisierungen sind den Endorphinen geschuldet, die beim Wandern produziert werden. |
Ein ständig wiederkehrendes Motiv ist die Emigration. Wo immer man zu Fuß unterwegs ist, wandelt man auf den Spuren von Säumern, Krämern und Auswanderern, die einst ihr Heil in der Fremde suchten und dort ihren Horizont erweiterten. Das entspricht dem Charakter der in diesem Buch vorgeschlagenen Wanderungen. Sie führen im doppelten Wortsinn AUS DER ENGE entlegener Bergtäler ins Offene am Rand der Tiefebene. Der Bogen spannt sich von bequemen Halbtagswanderungen, die auch mit Kindern unternommen werden können, bis zu anspruchsvolleren Touren. Auch bei letzteren steht, trotz körperlicher Herausforderungen, der Genuss im Vordergrund. Und wenn sich zum Natur- und Kulturerlebnis auch noch ein Erkenntnisgewinn gesellt, ist der Zweck der Übung vollends erreicht. |
Gerhard Pilgram, Wilhelm Berger & Werner Koroschitz |