Am Anfang war der Lindwurm,
dann kamen die Kelten – und erkämpften sich so die spätere
Straßenbezeichnung Keltenstraße im Westen Klagenfurts. Dabei
handelt sich um die heutige Universitätsstraße, die bis 1975
Hochschulstraße hieß. (Die heutige Alpen-Adria-Universität
wurde 1970 als Hochschule für Bildungswissenschaften gegründet.)
Wäre es nach den Nazis gegangen, wäre daraus eine Wasserstraße
geworden: in Form eines parallel zur Lend verlaufenden Kanals namens Nordkanal.
Sprachliche Relikte der Kelten finden sich auch im Namen der Glanfurtgasse.
Sie führt über die Sattnitz, slow. Jezernica, den Abfluss des
Wörther Sees. Dieser wurde im Mittelalter Lanquart, das heißt
»Krummbach«, genannt, was keltischen Ursprungs sein soll und
im slowenischen Dialekt weiterlebte. Später wurde daraus »Langfart«
bzw. »Langfurt« und schließlich die unsinnige Bezeichnung
Glanfurt. Mit diesem Namen wird auch gerne die Genese des Namens Klagenfurt
assoziiert, was jedoch sprachwissenschaftlich unmöglich ist –
nachzulesen bei E. Kranzmayer, nach dem ebenfalls eine Straße benannt
wurde.
Der Lindwurm, der sein Unwesen im Moor bzw. in der Nähe des heutigen
Universitätsgeländes getrieben haben soll, hat sich nicht nur
in Stein als Wahrzeichen Klagenfurts manifestiert, er findet sich auch
in der Nähe der Sportanlagen des Klagenfurter Polizeisportvereins
wieder – in der Bezeichnung Lindwurmweg. Dieser schließt folgerichtig
an die nach den Tümpeln der Umgebung benannte Weihergasse an, die
wiederum in den Sumpfweg mündet, der durch das früher als Waidmannsdorfer
Moos bekannte sumpfige Gelände führt, das erst im 20. Jahrhundert
trockengelegt wurde. Der Schleusenweg erinnert an die erste, bereits im
17. Jahrhundert errichtete Anlage zur Regulierung des Wasserstandes der
Glanfurt (Sattnitz). Dem nahen Schilfweg haben botanische Gegebenheiten,
das schilfige Gebiet entlang der Glanfurt und des Seeausflusses, seinen
Namen gegeben.
Die Siebenhügelstraße wiederum verweist auf die kleinen Erhebungen
(eigentlich neun an der Zahl), die aus dem flachen Gelände ragen
und die
»Gipfel« eines alten Gebirges darstellen, das im Laufe der
Zeit von einem 200 m hohen Schwemmfächer überlagert wurde. Die
slowenische Bezeichnung dieser »Kofel« lautet Gorišice
oder Kobeljni. Auch der Lorettoweg, der parallel zum Beginn des Lendkanals
verläuft, führt zu einem solchen »Berg« (siehe GE::MÄUER).
Er ragte bis ins 18. Jahrhundert als Insel aus dem See, was einst auch
auf Maria Wörth zutraf, das dem Wörther See – und damit
der Wörther-See-Südufer-Straße westlich der Universität
– den Namen gab. Der See wurde 1143 erstmals als Werdse (mhd. wert
= Insel) erwähnt.
Bei der heutigen Kranzmayerstraße handelte es sich ursprünglich
um zwei Straßen: Die Nördliche und die Südliche Russenzeile
verliefen parallel zum Russenkanal, der im Ersten Weltkrieg von russischen
Kriegsgefangenen als Drainagekanal durch die Sumpfwiesen Waidmannsdorfs
erbaut worden war. Im Laufe der Zeit zugeschüttet, entstand eine
einzige Straße, die 1976 dem 1897 in Klagenfurt geborenen Sprachwissenschaftler
Eberhard Kranzmayer gewidmet wurde. Sein Interesse galt vor allem der
Mundartkunde, die sich unter anderem im »Ortsnamenbuch von Kärnten«
niederschlug und einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Kärntner
Sprachlandschaft leistete.
Mit Geschichte beschäftigt hat sich auch der Gmündner Gymnasialprofessor
Dr. Walther Fresacher (1884–1982), der in der Nachbarschaft verewigt
wurde (Fresachergasse). Sein Augenmerk galt u. a. der Klagenfurter Geschichte,
für deren populäre Darstellung er mit der »Goldenen Medaille«
der Landeshauptstadt ausgezeichnet wurde.
Ein anderer Pädagoge – allerdings im Bereich der Musik –
ist ebenfalls im Universitätsviertel, in der Frodlgasse, anzutreffen:
Dem Komponisten und Dirigenten Karl Frodl (1873–1943) verdankt die
Landeshauptstadt die Erhebung der damaligen Musikschule zum Landeskonservatorium.
Wesentlich prominenter ist Thomas Woodrow Wilson, 28. Präsident der
USA (1856–1924). Als Verfechter des Selbstbestimmungsrechtes der
Völker war sein Einfluss für das Zustandekommen der Kärntner
Volksabstimmung 1920 von entscheidender Bedeutung, was ihm neben dem Friedensnobelpreis
auch die Widmung der Wilsonstraße, dem einstigen Lendspitzweg, einbrachte.
Ein für Kärnten nicht minder bedeutender Mann war der Namensgeber
der Ferdinand-Wedenig-Straße. Er war Sozialdemokrat, beteiligte
sich am Kärntner Abwehrkampf und wurde nach dem Februaraufstand im
Jahr 1934 inhaftiert. 1944 wurde er zusammen mit 159 weiteren ehemaligen
sozialdemokratischen Funktionären infolge des misslungenen Attentats
auf Adolf Hitler verhaftet und in das KZ Dachau verbracht. Nach 1945 gehörte
er der provisorischen Landesregierung an. Von 1947 bis 1965 hatte er das
Amt des Landeshauptmannes inne. 1949 schaffte er unter dem Druck der Deutschnationalen
das Pflichtfach Slowenisch in den Volksschulen im slowenischen Sprachgebiet
ab. Nach der Eingemeindung Viktrings wurde die vormalige Wörther-See-Straße
nach ihm benannt.
Stefanie Petelin
Kerstin Peer
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