ge::rinne


Lendkanal

Bei der UNI::UMRUNDUNG wird man auch von der Lend ein kurzes Stück lang begleitet. Sie ist eine künstlich angelegte Wasserstraße. Der Name stammt vom mittelhochdeutschen Lente, das ist der Hafen bzw. Verladeplatz am Wasser. Bereits im 13. Jahrhundert gab es Pläne, Klagenfurt durch einen Kanal mit dem Wörther See zu verbinden. Verwirklicht wurde dieser Plan erst 300 Jahre später, nachdem die Stadt durch Kaiser Maximilian I. nach einem Großbrand 1518 den Landständen geschenkt und damit das einstige Veto des Klosters Viktring hinfällig geworden war. Der wiederaufgebaute, zur Stadt erhobene Ort sollte zur Wasserfestung ausgebaut werden. Als 1527 böhmische Arbeiter mit dem Aushub des so genannten »Seegrabens« begannen, garantierte dies sowohl ausreichende Löschwasserversorgung als auch die Flutung der kurz darauf gelegten Festungsgräben. Der etwa 4,5 km lange Durchstich zwischen See und Stadtgraben war zudem von Anfang an beinahe ausschließlicher Transportweg für Getreide, Baumaterial, Kohle und Fische. Schon 1558 mußte die Fahrrinne wesentlich verbreitert und vertieft werden. Ende des 15. Jahrhunderts holte man zur Belebung des Bootsverkehrs sogar venezianische Gondoliere ins Land.
Die Schifffahrt, auch die beliebten Lustfahrten, blieb allerdings bis ins
18. Jahrhundert Monopol der Landstände. Erst ab 1774 durften die Bauern auf eigenen Schiffen ihr Handelsgut in die Stadt treideln (Lastkähne wurden zu beiden Seiten des Kanals von Pferden gezogen), wo die Ladung im heutigen Lendhafen gelöscht wurde. Vor mehr als dreihundert Jahren kamen hier rund 100 Frachtschiffe und Fischerkähne und rund 200 »Plätten« zum Einsatz.
Ab 1853, mit der Gründung der ersten Dampfschiffgesellschaft, wurden planmäßig Passagiere transportiert. Das erste Dampfboot auf dem Lendkanal war ein Raddampfer der zweischiffigen Flotte des Freiherrn Edmund von Herbert. Trotz des überwältigenden Erfolges ließen zahlreiche Schäden an Kessel und Maschine den Eigner resignieren. 1873 wurde die Maria Wörth I auf Grund gesetzt. Auch die Trockenlegung des Waidmannsdorfer Moores bedrohte die Schifffahrt, sodass wegen des Absinkens des Wasserspiegels der Kanal 1885 erneut erweitert werden musste. Zudem mussten größere Schiffe über einen umlegbaren Schlot für die Durchfahrt unter den zahlreichen Brücken verfügen (die »Steinerne Brücke«, 1535 errichtet, ist die vermutlich älteste erhaltene Brücke Kärntens).
1880 befuhr Michael Arl mit der kleinen Loretto I, einem Dampfboot mit Schraubenantrieb und geringem Tiefgang, den Lendkanal. 1939 verstarb sein Sohn, Michael Arl jun., auf dem Schiff; die Konzession verfiel, womit die regelmäßige Schifffahrt auf dem Lendkanal erlosch. Sieben Jahre später wurde der Rumpf der Loretto I, den niemand verschrotten wollte, an der tiefsten Stelle des Wörther Sees vor dem Schwarzen Felsen versenkt.
Ende der 40er Jahre versuchte man, den Schiffsverkehr auf der Lend wieder anzukurbeln. Mangelnde Nachfrage brachte das Projekt bald zum Scheitern. Heute frequentiert der so genannte »Lendwurm« eines privaten Betreibers während der Sommermonate die Wasser des Lendkanals. Im Winter plagt sich der Eislaufverein Wörthersee rechtschaffen mit Widrigkeiten, die sich seiner Pflege erfolgreich widersetzen. 2005 hieß es: »Obwohl die Eisdecke streckenweise 15 Zentimeter aufweist, kann der Lendkanal nicht zum Eislaufen geöffnet werden. Fußabdrücke und Sperrmüll verhindern eine Freigabe.«

Angela Hainz *
Sibylle Wegscheider *