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Bruchwald westlich der Wörther-See-Südufer-Straße

Im westlichen Teil Klagenfurts, unweit der Universität, findet der Wanderer eine bemerkenswerte Naturlandschaft vor. Trotz Verbauung und partieller landwirtschaftlicher Nutzung blieben zahlreiche Biotope mit reicher Flora erhalten. Selbst am Universitätsareal finden sich botanische Besonderheiten.
Reste eines Auwaldes erblickt man beim Gang über die Brücke von der Universitätsstraße zum Institutstrakt. Bis vor kurzem durfte das Feuchtbiotop samt Bruchwald aus Weiden und Erlen bis zum Vorstufengebäude auslaufen. Nun ist der Wald teilweise gerodet und macht sich an seiner Stelle eine USI-Sporthalle breit. Ein Bauvorhaben, das nicht gerade auf ungeteilte Zustimmung stieß.
Der sumpfige Untergrund, gespeist von Grundwasser, ist aber auch an anderer Stelle sichtbar: Östlich des Lakeside-Parks führen helle, künstlich angelegte Kieswege um sattfeuchte oder mit Wasser gefüllte Sumpflöcher. Einen Kontrapunkt zu diesen »Urwaldresten« setzen die betongefassten, von heimischer Prominenz gesponserten Schwarz-Erlen zwischen den Bürogebäuden.
Südlich der Kranzmayerstraße nimmt der Japanische Staudenknöterich immer mehr Raum ein. Er wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt, ist aber den heimischen Vorgärten längst entkommen und gefährdet durch seine rasche Verbreitung die Pflanzenvielfalt. Seine Triebe erreichen innerhalb weniger Wochen eine Höhe von drei bis vier Metern und bescheren dem Spaziergänger ein regelrechtes Dschungelerlebnis. Gebietsfremd ist auch das Drüsige Springkraut. Es stammt aus dem Himalaya und überwuchert manch heimische Pflanze.
Kleinräumiger und ästhetisch reizvoller ist die Pflanzengemeinschaft am Areal der Gärtnerei Toschkoff am Sumpfweg. Verschiedene Gemüsesorten und Kräuter bilden bunte Muster und scheinen weniger nach ökonomischen, denn nach optischen Gesichtspunkten angebaut zu werden. Besonders reizvoll: die Farbpalette der unterschiedlichen Salate.


Pfeifengras-Wiese
Ein Rest unberührter Natur findet sich im Bereich der »Sieben Hügel«. Kaum hat man den Südring unterquert, führt ein grüner Tunnel vorbei an einer »Almhütte« in ein stilles Wäldchen. Links und rechts des Weges öffnet sich der Boden für Tümpel, die von hellgrünen Wasserlinsen besetzt sind und von Rohrkolben oder Horstseggenrasen gesäumt werden. Knorrige Rotföhren und ehrwürdige Eichen bilden den Baumbestand.
Eine Fundgrube für Botaniker ist das knapp 80 ha große Natura-2000-Gebiet am Lendspitz. Der idyllische Uferabschnitt im Bereich des Sattnitz-Ausflusses weist eine Verlandungsvegetation auf, wie sie am Wörther See sonst nirgends vorkommt: schütterer Schilfbestand am Ufer, dahinter Schneidried mit anschließenden Großseggenbeständen und Pfeifengrassorten, durchsetzt von Birken und Rotföhren. Das Schneidried-Röhricht verdankt seinen Namen den scharfkantigen Blättern und ist weltweit stark im Rückgang begriffen. Kleinräumig hat sich an der Sattnitz auch das Kalmus-Röhricht ausgebildet, dessen Wurzeln entzündungshemmend wirken, aber auch zum Schnapsbrennen verwendet werden können. Besonders auffällig sind die dichten Seerosenbestände im oberen Flussabschnitt.
Zwei Drittel des Schutzgebietes bestehen aus Feuchtflächen, wovon wiederum ein Großteil von Erlen-Birken-Bruchwald geprägt wird. Der Boden wird von Sumpfpflanzen wie der Steif-Segge, der Wasserminze, dem Blutweiderich, dem Echten Baldrian oder dem Sumpf-Haarstrang bevölkert. Verschiedene Weiden, Blutroter Hartriegel und der Faulbaum bilden die Strauchpopulation. Bemerkenswert ist die »ortsfremde« Vegetation im Süden des Auwaldes: Hier wurden nach dem Krieg Tonnen von Schutt abgelagert, auf dem nun u. a. die Kanadische Goldrute wächst.
Eine besondere Attraktion des Gebietes sind die verschiedenen Wiesenarten: Pfeifengraswiesen, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachlandwiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, kalkreiche Sümpfe und Niedermoore. Stark genutzte Fettwiesen sind vor allem im Bereich des Südrings zu finden. Im Frühjahr sind diese Flächen in impressionistischer Weise mit kleinblütigem zartrosa Wiesenschaumkraut und dem Kriechenden Hahnenfuß getupft.


Alter Baumbestand am Lendsitz

Auf trockeneren, nährstoffarmen Böden bilden sich Magerwiesen heraus, die besonders artenreich sind und ihre Farbenpracht u. a. der Flockenblume, der Margarite, der Schafgarbe, der Glockenblume und der Acker-Witwe verdanken. Unrentabel ist die Bewirtschaftung der Feuchtwiesen, weil sie erst im Herbst gemäht werden können und wenig Futterwert besitzen. Sie erkennt man u. a. am Vorkommen verschiedener Orchideenarten, darunter das streng geschützte, nach Schokolade riechende Fleckige Knabenkraut.
Die schöne Pfeifengraswiese an der Endstation der Museumstramway wird neben dem namensgebenden Gras von der Blutwurz, dem Sumpf-Labkraut, dem Wolligen Honiggras, dem Sumpfherzblatt und dem Teufelsabbiss besiedelt. Die fast undurchdringlichen Hecken zwischen den Wiesen und Äckern bestehen aus Purpur-, Bruch- und Ohrenweide, Eschen-und Berg-Ahorn, Hollunder, Pfaffenhütchen und Traubenkirsche.
Bleibt der Verweis auf die interessante Baumpopulation im Schutzgebiet: So befindet sich etwa im Bereich der Remise der Museumstramway ein schöner Baum-Altbestand aus Stieleiche, Silberweide und Zitterpappel oder wird das Lorettobad von ehrwürdigen Eichen und Erlen beschattet. Und wer von dort über die Wilsonstraße zur Universität zurückkehrt, wird von einem Spalier aus Schwarzerlen begleitet.

Anneliese Kainer
Waltraud Kosche