Wer das Universitätsgelände
in südlicher Richtung verlässt, gelangt nach wenigen Schritten
zum so genannten Lakeside Science & Technology Park. Das Areal umfasst
220.000 m2, auf denen sich eines der gelungensten Beispiele moderner Architektur
in Kärnten befindet: sechs langgestreckte, dreigeschoßige Bürokomplexe
aus Holz, Beton und Glas, deren Fassaden einen starken grafischen Akzent
setzen. Verantwortlich zeichnen drei Kärntner Architekten, Edgar
Egger, Toralf Fercher und Manfred Güldner, die mit ihrem Entwurf
2002 einen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen. Das architektonische
Konzept bezieht sich deutlich auf die Umgebung, auf die nähere (die
ehemalige Au- bzw. Sumpflandschaft) ebenso wie auf die weitere (das Panorama).
»Ein Floß im Grünen« war die Grundidee, so Edgar
Egger, »die bauliche Struktur soll mit ihren Gassen und Plätzen
ein mediterranes Flair erzeugen«. Bei der Materialauswahl wurde
Bezug auf den Wald- und somit Holzreichtum Kärntens genommen. Ungewöhnlich
ist auch die Grünflächengestaltung, die der natürlichen
Umgebung eine strenge, geradezu »zwanghafte« Geometrie entgegensetzt.
Die Ausstrahlung des Lakeside-Parks ist jedenfalls ambivalent: warm und
kühl, einladend und distanziert zugleich. Es zahlt sich aus, sich
Zeit fürs Flanieren zu nehmen und die besondere Atmosphäre des
Ortes auf sich wirken zu lassen.
»Architektur von der Stange« findet sich in der Fresachergasse
bzw. am Lindwurmweg, wo sich dutzende Bausparer vor rund 20 Jahren den
Traum vom Eigenheim erfüllt haben. Wer durch die auffallend gepflegte
Siedlung spaziert, werfe einen Blick auf die äußerst unterschiedlichen
Umzäunungen: ob hoch oder niedrig, blickdicht oder transparent, schlicht
oder surreal verschnörkelt, ob aus Holz, Kunststoff, Beton oder Schmiedeeisen,
verleiten sie dazu, Rückschlüsse auf die Wesenszüge der
Bewohner zu ziehen. Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht die vergitterte
»Festung« am südlichen Rande des Viertels. Das Kontrastprogramm
liefern die Ruine eines bescheidenen Arbeiterhäuschens am Frodlweg,
die schäbige »Arbeitnehmer-Unterkunft« in der Siebenhügelstraße
und die romantische »Almhütte« am schattigen Kippenweg.
Als wahrer Architektur-Lehrpfad erweist sich der Schilfweg entlang der
Sattnitz, an die sich dicht an dicht kleine Ferien- und Wochenendhäuser
drängen – vor allem westlich der Südufer-Straße
Richtung Wörther See. Trotz einiger architektonischer Fehltritte
vermittelt die Siedlung einen fast harmonischen, jedenfalls organisch
gewachsenen Eindruck. Die einzelnen Häuser und Häuschen könnten
unterschiedlicher kaum sein. Von »klassischen« Fischerhütten
(Nr. 15) mit roten oder grünen Fensterbalken und dunklem Holzanstrich
über unauffällige, kleinere Häuschen bis zu modernen Neubauten
findet sich hier – in kleinem Maßstab – fast alles.
Besonders vielfältig sind die Dachformen: Pult- und Flachdächer,
aber auch sehr steile Dächer mit spitzem Winkel (so genannte A-Rahmen)
sind zu sehen. An den Fassaden lassen sich auch vergangene Trends
studieren: Drahtfiguren waren etwa in den 70ern und 80ern als Wandschmuck
sehr beliebt. Auch die Materialwahl ist Moden unterworfen: das Welleternit-Dach
wird heute nur noch selten verwendet. Richtige Baracken, wie sie nach
dem Zweiten Weltkrieg noch verwendet wurden, sieht man kaum noch. Man
erkennt sie daran, dass sie nicht fest im Boden verankert sind, sondern
jederzeit und ohne großen Aufwand abmontiert werden können
(Nr. 57).
Bei einigen Häusern neueren Datums hat man sich sichtlich um Ästhetik
bemüht. So greift Nr. 49 Holz als Baustoff auf, wodurch es sich trotz
moderner Formgebung gut in die Umgebung einfügt. Und Nr. 60 scheint
mit seiner Wellblechfassade die Holzsprossen der Nachbarhäuser zu
zitieren.
Den gesamten Weg entlang der Häuser blitzt immer wieder das Wasser
der Sattnitz durch, ein wesentliches Strukturelement, auf das leider nicht
immer geachtet wurde. Bei einigen – eindeutig überdimensionierten
– Häusern verläuft der First parallel zum Weg, anstatt
Richtung Fluss zu weisen, womit der Blick zum Wasser versperrt wird. Unrühmliches
Beispiel ist das Haus Nr. 65, das wohl mehr als nur ein Wochenendhäuschen
ist. Sehenswert: das wunderschöne, alte Bootshaus vis-à-vis.
Besonders stimmig ist auch das Haus Nr. 93, dessen Loggia eine gelungene
Verbindung von Innen und Außen darstellt. Die »falsche«
Richtung des Firstes einer Haushälfte entpuppt sich durch den Schwung
in die »korrekte« Richtung der anderen Hälfte als charmante
Eigenheit.
Katja Kernjak |