Lydia Zellacher & Matthias Wieser
Laudatio zur Verleihung des Ehrenrings der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt an Emil Krištof und Gerhard Pilgram
Drage dame in dragi gospodje, Magnifizenz, dragi Emil, lieber Gerhard, oder wie ihr zu sagen pflegt: liebe Leute, dragi vsi,
v veliko čast nam je, da lahko govorimo v tem okolju. Nicht nur eine Ehre ein Loblied auf Euch zu singen, sondern auch zumindest die ersten Worte in der Landessprache zu sprechen, die vor nicht allzu vielen Jahren noch uman See üblich war, als Zeichen unserer Anerkennung.
Eine Kulturinitiative mit Hang zum Aktionismus hält Einzug an der Universität (Lydia Zellacher)
Es ist immer schwierig, über Freunde eine Laudatio zu halten, besonders über jene, deren umfangreiches Schaffenswerk sich keineswegs in eine siebeneinhalbminütige Rede je Laudator:in zwingen lässt. Im Folgenden ist es mir ein Anliegen, die Verdienste von UNIKUM aus ihrer Frühzeit ausschnittweise zu würdigen, und Gerhard Pilgram im Besonderen, da Kollege Matthias Wieser Emil Krištof würdigen wird.
UNIKUM ging ursprünglich aus dem 1. Kärntner Kleinkunstbühnen-Kulturbeisl im Mensagebäude hervor, wo es in den 1980er Jahren ein beliebter studentischer, und auch bei Lehrenden der Universität beliebter Treffpunkt mit alternativem Kulturprogramm gewesen war. Nach seiner Schließung im Jahr 1986 wurde das Kulturprojekt gerettet, indem mit maßgeblicher Unterstützung des damaligen Rektors Günther Hödl der Verein Universitätskulturzentrum UNIKUM/ Kulturni center univerze v Celovcu gegründet worden ist. Mit dem Umbau des Mensagebäudes hätte ein multifunktionales Veranstaltungszentrum für UNIKUM entstehen sollen. Es fehlte jedoch an Geld, an Subventionen – so nahm UNIKUM einen provisorischen Gastspielbetrieb an verschiedenen Orten in Klagenfurt/Celovec auf. Günther Hödl ist es auch zu verdanken, dass für UNIKUM eine OE mit 2 Planstellen an unserer Universität im Jahre 1990 errichtet worden ist.
Bei ihrem Amtsantritt boten die neu hinzugekommen Universitätsbediensteten Emil Krištof und Gerhard Pilgram der universitären Öffentlichkeit eine Kostprobe ihres Kunstverständnisses durch die Performance „Kammermusik für 4 Motoren & Bedienungspersonal – 108 EB (Ettore Bugatti).
Die Künstlergruppe um Hubert Lepka aus Salzburg nahm 4 Dieselmotoren in Betrieb, die auf Stahlseilen über der Rektoratskanzel schwebten. Mit den Verbrennungsmotoren intonierten Männer in Overalls klassische Musik. Der damit ausgelöste olfaktorische Auswurf und der berauschende Höllenlärm brachten den Olymp unserer Alma Mater an die Schmerzgrenze des sinnlich Erfahrbaren. Diese maschinell orchestrierte Minimal Music kann durchaus als Akt der Maschinenstürmer gegen die aufkommende computergesteuerte Musik sowie als Kritik am Männlichkeitswahn in der Verherrlichung des Autos und in der Beherrschung der Maschine gewertet werden.
Die neuen Stelleninhaber haben sich in den ersten Jahren an der Universität im Widerspruch von Anti-Establishment und Institutionalisierung wiedergefunden. Diesen nutzten sie klugerweise aus und machten die Universität selbst zu ihrem Forschungs- und Kunstobjekt: Man wagte eine „Uni-Erstbesteigung“ des Hauptgebäudes, oder die Durchquerung der unterirdischen Gänge mit Publikum und später Aufsehen erregende Kunstaktionen im Lakesidepark.
Es lebe hoch das universitäre Proletariat! (Lydia Zellacher)
1995, anlässlich der 25-Jahrfeier unserer Einrichtung, flankierten gleich 7 Betonmischmaschinen den Weg zum Haupteingang der Universität. Auf jeder Betonmischmaschine stand ein Wort, das in Summe „Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt“ ergab. Diese Installation wurde in Gedenken jener Arbeiter errichtet, die unsere Universität erbaut haben.
Einen weiteren künstlerischen Beitrag zur 25-Jahr-Feier steuerte UNIKUM durch die Würdigung einer Bediensteten der Stadtverwaltung Klagenfurt bei. Frau K. hatte zum Aufbau der Klagenfurter Hochschule im Jahre 1970 den bescheidenen Betrag von genau 1.014,35 Schilling (~ 74 €) gespendet. Die edle Spenderin musste sich diesen Betrag von ihrem ohnehin geringen Salair „absparen“. Auch hier galt der DANK durch UNIKUM dem einfachen Volk, dem Proletariat. Der anonym gehaltenen Spenderin wurde in einer Installation mit einem überdimensionalen Spint gedankt. Dieser war mit einer Kleiderschürze und einem Besen bestückt; einem Tabernakel gleich schwebte er von der Rektoratskanzel herab.
Die andere Heimatkunde (Matthias Wieser)
Doch ein Veranstaltungszentrum, wie ursprünglich intendiert, hat es nicht gegeben und so suchten sich die Zwei und ihre Kompliz:innen neue Räume diesseits, jenseits und auf der Grenze nicht nur der nationalen zwischen Slowenien, Österreich und Italien, sondern auch andere kulturelle und soziale Grenzziehungen machten sie zum Thema. Besonderes Augenmerk haben dabei immer die Grenzziehungen zwischen der deutsch- und der slowenischsprechenden Bevölkerung gespielt und die völkisch-nationale Instrumentalisierung der hiesigen Geschichte. Konsequente Zweisprachigkeit und Dekonstruktion hartnäckiger Landesmythen durch künstlerische Interventionen wurden zur Devise.
Ein Beispiel von vielen dabei ist etwa das Projekt „Kovček/der Koffer“ von 2003: „Was Sie schon immer über die Kärntner Slowenen wissen wollten“. Ein Aufklärungskoffer, der in seiner Bezeichnung auf den in den Jahren zuvor in Österreich eingesetzten „Sexkoffer“ anspielte. In diesem Koffer wurde volkskundliches Pseudo-Wissen über ‚die Anderen‘ in gegenständlicher Form gesammelt. Fragen wie „Bin ich ein Slowene? Ali sem nemec?“, „Wie heißt der Slowene? Wie heißt der Deutsch-Kärntner? | kako je slovencu imé? kako je nem Škemu korošcu imé?“ oder einfach „Slawisches Blut | slovanska kri (dick und schwer)“ wurden samt ihren stereotypen Antworten auf Spielkarten, in Fläschchen und in Schachteln in einen Koffer gepackt.
Die etwas andere Art der Heimatforschung wurde zum Programm – kreativer, humorvoller, poetischer und tatsächlich viel mehr der Wissenschaft und Aufklärung verschrieben als das, was meist unter dem Begriff so zu finden ist. Das fand freilich nicht immer Zustimmung. In Zeiten, als die Kärntner Kulturförderung lieber in braune Anzüge (und geschichtsvergessener Heimatümmelei) investierte, bündelte das UNIKUM die Widerstandskräfte, derjenigen, die sich nicht arrangieren oder weggehen wollten. Da vom Land nichts zu erwarten war, akquirierte das UNIKUM Projektgelder der EU, wie z.B. für ihre trilaterale Projektreihe „Klopfzeichen|Colpi|Potrkávanje – Kunst und Begegnung in vergessener Landschaft“ (2009-2010) in Zusammenarbeit mit der Stazione di Topolò/Postaja Topolove (IT) und dem kulturverein opoka (SI). Der gleichnamige Katalog und ein „Atlas der besonderen Orte“ legen Zeugnis von dieser grenzüberschreitenden Kooperation ab, die meine Initiation ins UNIKUM gewesen ist.
Gerhard Pilgram, Kulturarbeiter, Künstler und Autor mit Augenmaß und Spürsinn (Lydia Zellacher)
Zu Gerhard Pilgram ist Persönliches in Eckdaten z.T. bekannt. Ich möchte diese nicht überstrapazieren. So feiert er heuer einen wichtigen runden Geburtstag; er ist mit der wunderbaren Annemarie Pilgram verheiratet, die als Skriptautorin und Filmproduzentin arbeitet. Gemeinsam haben sie 2 entzückende Töchter, Clara und Paula. Vor ein paar Jahren kam ein drittes Kind hinzu, die kleine Frida aus Bratislavia. Familie Pilgram rettete den Straßenköter vor seinem sicheren Tod durch Aussetzen oder Einschläfern. Dem jüngsten Familienmitglied hat der Autor Gerhard Pilgram gleich drei Romane als Hauptfigur gewidmet – es handelt sich dabei um erlesene SCHUND/HUND -Romane im Genremix von Kriminalliteratur & Roadmovie. Sollten Sie einmal einen Durchhänger beim Verfassen wissenschaftlicher Texte oder eine aufkommende Schaffenskrise verspüren – ich rate Ihnen, sich der erfrischenden Abenteuer von Frieda anzunehmen – diese putzen das Hirn durch!
Doch nun zurück zu den Anfängen, zu den herrlichen 1980er-Jahre der New-Wave-Zeit. Gerhard Pilgram habe ich erstmals als Studentin um das Jahr 1986 wahrgenommen. Ich kann mich noch gut an jenen Tag erinnern, als ich in der Mensa am Fenster saß und einen jungen Mann sehr schnellen Schrittes an mir vorbeiziehen sah. Was auffiel: Er war in einer „Blauen“ (umgangssprachliche Bezeichnung für Arbeitshose) gekleidet, in der Hand hielt er eine Tafel mit Stecken. Geht er zu einer Demo, wenn JA, zu welcher denn? Es handelte sich offensichtlich nicht um einen Unibediensteten, der zur Rasenpflege oder zum Ausmalen eines Hörsaals an mir vorbeischritt.
Jahre später wurde mir das Privileg zuteil, als sog. Testwanderin für ein in Arbeit begriffenes Wanderbuch den Kulturarbeiter Gerhard Pilgram begleiten zu dürfen. Ich begab mich ohne besseres Wissen oder nähere Informationen auf eine 19 km lange Wanderung von Stein im Jauntal/Kamen bis nach Abriach bzw. Gallizien/ Obrije Gallicia. Nach der Bewältigung von ca. 15 km, nach dem Queren des Sattnitzzugs hinunter zur Drau, spätestens aber beim Linsendorfersee, schienen meine Beine förmlich aus meinen Schultern herauszuwachsen! Diese Etappe erhielt im Buch die salbungsvolle Bezeichnung „Dreistromland“, streiften wir doch die Gewässer Gurk, Drau und Linsendorfersee.
Als Ungeübte wäre ich gut beraten gewesen, bereits die „Gebrauchsanweisung für Wandernde“ in diesem Wander-Reise-Lesebuch mit Titel „Kärnten unten durch“ gekannt zu haben! Beinahe belehrend wird in dieser nämlich darauf hingewiesen, dass für das „Zurücklegen einer längeren Strecke mit Gepäck“ es vonnöten ist auszuschreiten, statt zu schlendern: „Der Wandernde nutzt die Schubkräfte seiner Endorphine zur Beschleunigung der Schritte. Das erfordert Ausdauer und Leidensfähigkeit. Die Strapaze ist kein erwünschter Nebeneffekt, sondern beabsichtigte Wirkung. Kärnten ist kein Spaziergang!“
Ja, es stimmt, meine strapaziöse Wanderung brachte auch den geschärften Blick auf das Befremdende, das Irritierende und Widersprüchliche der unmittelbaren Heimat – die Mühe hatte sich fürwahr gelohnt! Später bin ich mit Freunden und Freundinnen einzelne Etappen im gemischtsprachigen Gebiet zwischen Unterdraubrug/Dravograd und Tarvisio/Tarvis gegangen, um immer wieder Unbekanntes zu entdecken: Wussten Sie z.B., dass in Libelie/Leifling, das sich zwischen Dravograd/Unterdrauburg und Lavamünd/Labot befindet, die Bewohner 1920 nicht das Ergebnis der Kärntner Volksabstimmung akzeptierten und 2 Jahre später den Anschluss an das „Muttervolk“ in Jugoslawien durchsetzten? Dieser Akt der Selbstermächtigung hat in diesem Landstrich zu einem besonders verwinkelten Grenzverlauf beigetragen.
Als Kärnten unten durch 1998 erschien, war ein neues Format des Genres Wanderbuch entstanden: Nicht nur, dass es sich um Etappenwanderungen entlang der Kärntner Südgrenze handelte. Das Werk enthielt zahlreiche Essays – auch von Co-Autor:innen - mit kultur- und sozialhistorischem sowie gesellschaftspolitischem Inhalt. Z.B. 4 Teile zur „Konfliktgeschichte der Kärntner Slowenen“ (ein notwendiger Nachhilfeunterricht für unbedarfte Deutsch-Kärntner:innen, die gerne im Lobpreisen der landschaftlichen Schönheit den Volksgruppenkonflikt verstecken), oder eine „Kleine Mastenkunde“ (als Orientierungshilfe und Blitzableiter) oder Wesentliches zur Kulturgeschichte der Marterln bis hin zur Herstellung von Fertigbildstöcken! Paul Parin merkte so treffend in seiner Rezension an, „dass man geradezu mitwandert beim Lesen.“
Bereits in „Kärnten unten durch“ zeigt sich jener einzigartige UNIKUM-Jargon, die gediegene Ausdrucksweise mit verspielt ironischem Unterton, wie sie den Autoren Gerhard Pilgram und Wilhelm Berger zu eigen ist. Veranschaulicht wird das Geschriebene durch eine eigene Bildsprache, durch die Fotos von Gerhard Maurer mit seinem unverkennbaren Blick für die ästhetischen Baustellen der Alltagskultur – wie auf dem Buchcover zu sehen.
Angewandte Ästhetik und soziale Plastik (Matthias Wieser)
Und dieses Format weiteten die beiden in den folgenden Jahren buchstäblich aus. Eine ganze Reihe an weiteren Wander-Reise-Lesebüchern der besonderen Art entstanden gemeinsam mit Willi Berger, Werner Koroschitz und Annemarie Pilgram (und manch weiteren Ko-Autor:innen, Wegrechercheuren, Testwander:innen und Ortskundigen).
Diese tragen mehrdeutige Titel und in die richtige Reihe gebracht verraten sie einiges über die Arbeit des UNIKUM: „Aus der Enge“ heraus „Das Weite suchen“, in „Die letzten Täler“ „tiefer gehen“ „Slowenien entgegen“ um „Zu Rande kommen“ und um „näher [zu] rücken“. Viele dieser Bücher erreichten mehrfache Auflagen und haben es in die Feuilletons der großen überregionalen Zeitungen von FAZ, SZ, ZEIT und taz geschafft.
Diese Wanderungen waren dann auch die Schauplätze vieler UNIKUM-Aktionen der letzten gut zwanzig Jahre. Doch nicht nur die Berge und Täler des Friauls, Sloweniens und Kärnten/Koroškas oder die Uni Klagenfurt/Celovec, sondern eine Vielzahl weiterer unmöglicher, wilder Orte lernten die Zwei mit diversen Projektpartner:innen und Künstler:innen zu bespielen: diverse Bahnhöfe, Züge und den Klagenfurter Flughafen, den Lendkanal, die Sattnitz, das Kalmusbad, das Wörtherseestadion und den Lakeside Park, den Europapark, die adriatische Küste, auch das Kletterparadies Kanzianiberg wurde bespielt.
Ein Unikum Projekt schaffte es sogar auf die Biennale in Venedig. Als Hans Schabus den österreichischen Pavillon grandios umgestaltete, durfte im Inneren des Berges das Video „Val Canale“, das er für das UNIKUM gemacht hat, nicht fehlen.
Drage poslušauke in dragi poslušauci, erlauben Sie mir noch eine persönliche Anekdote. Als ich vor nun doch schon einigen Jahren nach Kärnten/Koroška gekommen bin, kannte ich, der zug‘raste Piefke, die Gegend nur aus zwei sommerlichen Familienurlauben, mah so scheen, Heimatfilmen, den „Supernasen“ und „Ein Schloss am Wörthersee“. Es war das Unikum, Gerhard und Emil, die mir die Gegend, ihre Natur, Kultur, Kulinarik und vor allem ihre Geschichte und Geschichten nähergebracht haben. Als damals autoloser Zugereister suchte ich zunächst eigentlich nur nach einer Möglichkeit Land und Leute kennenzulernen, und ich ahnte nicht auf was ich mich da einließ…
In aller herrgottsfrühe sind wir in Reisebussen aufgebrochen, um - mit Martin Pollack zu sprechen - „kontaminierte Landschaften“ zu erkunden oder wie es Marion Hamm und Klaus Schönberger formuliert haben: „Contentious Cultural Heritage/ umstrittenes Kulturerbe“. Ihre Aktionen sind ein ästhetisches Erlebnis mit allen Sinnen. Angewandte Ästhetik, im Sinne einer Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis oder auch performative Sozial- und Kulturwissenschaft. Wissen eingehend ergehend, schwitzend schmeckend, riechend, sehend und hörend erfahren. Von dem Leid, der Verfolgung, Deportation, Ausgrenzung der Kärntner-Slowen:innen, den Partisanenkämpfen und den Kampf um Anerkennung des Staatsvertrages inklusive Ortstafeln, den Umsiedlungsmaßnahmen Norditaliens, die grausamen Geschichten, die sich unter dem strahlenden Türkis der Soča/dem Isonzo verbergen, die Operationszone Adriatisches Küstenland mit dem Kriegsverbrecher Odilo Globocnik, das große Erdbeben von 1976 und seine Folgen, Fluchtgeschichten des 20. und des 21. Jahrhunderts (auch und gerade vor unserer Haustür), aber auch von der ökonomischen Blüte der „letzten Täler“ des Friauls, die Geschichte und Kultur der Arbeiterbewegung in hinterletzten Tälern der Region, den Bemühungen den Tälern wieder nachhaltiges Leben einzuhauchen wie etwa im Aupa Tal und vielem mehr.
Kunst im öffentlichen Raum, ortsbezogene Kunst, künstlerische Forschung oder Third Mission habt ihr schon betrieben bevor es sie als Labels der Kultur- und Hochschulpolitik oder auch der Forschungsförderung gegeben hat. Euer Begriff ist da aber, wie mir scheint, eher der der „sozialen Plastik“ von Joseph Beuys – in Gesellschaft intervenierende Kunst, die auch von sog. Laien ausgehen kann. Wenn man einmal die komponierten Wege der Zwei mitgegangen ist, dann ahnt man vielleicht was damit gemeint ist, auch jenseits der direkt politisch und gesellschaftlich intervenierenden Kunst, der die Zwei sich sicher auch verschrieben haben.
Emil Krištof der Kulturarbeiter und Musiker mit Taktgefühl und Konsonanz (Matthias Wieser)
Während Gerhard großen Schrittes den Wanderkolonnen voranschreitet, bildet Emil meist das Schlusslicht. Er spielt den Animateur und Motivator, wenn bei einer sanften Tour dann doch schon wieder der nächste Anstieg wartet. Der geborene Entertainer, schlagfertig, immer einen Schmäh auf den Lippen. Emil Krištof in Hof/Dvor geboren, wo er heute das Elternhaus wieder bewohnt. Er hat an der Universität Klagenfurt Lehramt Anglistik und Geografie studiert, war u.a. Kommilitone von Konrad Krainer, und man sagt, die Diplomarbeit hat in der Schublade gelegen und hätte nur noch schön abgetippt abgegeben werden müssen. Doch Emils Taktgefühl trieb es an das Landeskonservatorium Klagenfurt (die heutige GMPU), wo er Ende der 1980er Jazz- & Popularmusik studierte und als Erster in der Schlagzeugklasse diplomierte. Der zweite Teil der Abschlussprüfung 1989 war ein öffentliches Konzert mit Wolfgang Puschnig und Ali Gaggl, organisiert vom UNIKUM hier an der Uni im Mensagebäude. Emil ist nicht nur ein begnadeter Schlagzeuger, dem man die Spielfreude ansieht, sondern auch leidenschaftlicher Tennisspieler und der Trommelwirbel des UNIKUM. Neben den Finanzen, der Anmeldung und der Öffentlichkeitsarbeit ist er vor allem für die musikalische Kuration zuständig gewesen und sorgte meist höchstpersönlich für den richtigen Rhythmus. Er ist die kommunikative, mehrsprachige Schnittstelle zu den Kooperationspartner:innen und dem Publikum. Early adopter, Mac-User der ersten Stunde und Webmaster des UNIKUM schon als man tatsächlich noch HTML dafür beherrschen musste.
Mit den Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Journalist:innen diverser UNIKUM Aktionen ließe sich ein ganzes Lexikon von A wie Asatrian bis Z wie Zweintopf füllen, darunter bekannte Namen wie Jonke, Kolig, Haderlap, Latour, Macho, Thurnher oder Neue Slowenische Kunst.
Für ihre Tätigkeiten wurden die beiden universitären Kulturarbeiter bereits mehrfach ausgezeichnet, so etwa mit dem Würdigungspreis des Bundeskanzleramtes für innovative, kritische Kulturarbeit und Kunstvermittlung oder dem RIZZI-Preis des Slowenischen Kulturverbandes und des Zentralverbandes slowenischer Organisationen, heute nun die öffentliche Anerkennung ihrer Arbeitgeberin.
Apropos Rizzi-Preis, von der Laudatorin Petra Hesse, ist mir das treffliche Bonmot überliefert: „Ohne UNIKUM, kum i um.“
Hvala Lepa! (Lydia Zellacher)
Emil und Gerhard sind ein langjähriges Paar, dessen Arbeitsbeziehung um Vieles länger andauerte, als manche Paarbeziehung es durchzuhalten vermag! In Summe 35 Jahre! Ihr Erfolgsrezept bestand darin, dass sie sich in ihren Talenten ergänzten – zum einen als Autor, Mastermind und Künstler, zum anderen als Musiker mit kaufmännischem Talent und gehobenen Computerkenntnissen. Differenzen und Konflikte wussten sie produktiv zu nutzen!
Emil und Gerhard sind dem Wandern in der ihr eigenen Form und dem Publizieren über ihre Erlebnisse und Eindrücke auch in der Pension treu geblieben. Unter dem Motto „Wandern/pohodi“ rufen sie regelmäßig zur Teilnahme an ihren privat geführten Touren im Alpen-Adria-Raum auf. Möge ihre Tour fixe eine – in Anspielung auf Bob Dylan – Never Ending Tour durch den Alpen-Adria-Raum mit neuen Entdeckungen sein!
Lieber Emil, lieber Gerhard, wir danken euch für die vielen wunderbaren Kunstaktionen und Performances und für die schönen gemeinsamen Wanderungen, die uns neue Horizonte eröffnet haben! Wir danken euch für euer unverkennbares Engagement im Festhalten der Zweisprachigkeit im öffentlichen Raum! Und nicht zuletzt für euren spielerischen Umgang im Dekonstruieren der ernsten Dinge des Lebens, die von unredlicher Politik und Missgunst begleitet werden! Hvala lepa!