arrow_back XIII. HOCHLAND | Wanderung von Most na Soči nach Avče (Vorspann)
Es ist eine Wanderung, die man nicht so schnell vergessen wird: herausfordernd, wunderschön und eine Entdeckungsreise. Sie führt über die Banjška planota, eine stark bewegte Hochebene im »toten Winkel« zwischen Soča und Idrijca. Erstmals treten die Berge in den Hintergrund und schieben sich mit steingefassten Wegen, Viehweiden und Äckern Merkmale des klassischen Karsts ins Bild. Hauptrolle spielen ein Dutzend kleiner Dörfer und Weiler, die man auf alten Verbindungswegen und kaum befahrenen Nebenstraßen abklappert.
Gleich zu Beginn ist ein längerer Anstieg zu bewältigen. Auf halber Höhe stecken die Häuser von Klohe bis zur Hälfte im Hang. Einen Stock höher genießt man die Rückschau auf die vergangenen Tage: Im Norden erheben sich die Wocheiner Berge, die man vor vier Tagen überschritten hat; etwas näher die Baška grapa und das Cerkljansko hribovje, wo man drei weitere Tage unterwegs war. Zugleich öffnet sich im Südwesten der Blick auf den Kanalski Kolovrat, der die kommenden Tage bestimmen wird. Zunächst folgt man aber einem historischen Saumpfad durch die Senke von Kanalski Lom. Grau verputzt und dennoch nicht abweisend sind die Häuser. Ein Steintisch bei der Kirche lädt zum Verweilen. Bei Na kalu, einem Wasserloch, ist der höchste Punkt erreicht. Ein Panoramasträßlein leitet zum Dörferreigen in der zweiten Halbzeit über. In Testeni markiert ein aufgelassener Ziehbrunnen die Ortsmitte. Zwei Zitronenfalter sitzen auf der Kurbel. Einen Schlenker weiter bestehen drei Häusergruppen, kaum 500 Meter voneinander entfernt, auf eigene Namen und Ortstafeln. Mešnjak und Modrzeli überraschen mit behutsam renoviertem Bestand, in Košenija verfällt ein dreigeschoßiges, ehemals stolzes Gehöft. Die Straße verjüngt sich zum Karrenweg, der in einem Tunnel aus Macchia verschwindet. Bei Zavrh, wo das Regenwasser über steile Dachrinnen in Betontröge geleitet wird, tritt man wieder aus dem Schatten. Fast vergessen ist der alte Weg nach Robi. Eine Schafherde drängt sich unter ein Blechdach. Offenes Weideland, von Buschwerk bedrängt, fällt Richtung Levpa ab. Die Kirche könnte einer italienischen Kleinstadt alle Ehre machen. Der Soča bereits zugewandt, aber immer noch weit vom Schuss, liegen Škodniki und Avšje. Ein Weingarten sonnt sich am Hang, der Bauer weist den Weg. Es ist ein dorniger Abstieg zum Bahnhof im Nirgendwo.

(Text: Gerhard Pilgram | Kartengrafik: Emil Krištof)