ZUM BUCH

DAS WEITE SUCHEN ist die Anleitung zu einer Weitwanderung von Villach nach Triest in 22 Etappen. Die Route verläuft stets in Reichweite der Karawankenbahn, der Wocheinerbahn sowie der Karstbahn und somit einer Bahnstrecke von besonderem landschaftlichem Reiz. Jede Tagesetappe führt von Bahnstation zu Bahnstation, wodurch sich zahlreiche Variations- oder Abkürzungsmöglichkeiten ergeben. Nur wenige werden die Strecke auf einmal bewältigen, die anderen teilen sich den Weg auf mehrere Wochenenden oder einzelne Tage auf. Ein ganzes Wanderjahr lässt sich auf diese Weise gestalten.
DAS WEITE SUCHEN ist die vollständige Überarbeitung des gleichnamigen, 2006 erstmals erschienenen und viele Jahre vergriffenen Wander-Reise-Lesebuches des Autorenteams um Gerhard Pilgram.
› 22 Wanderungen
› 82 Ortsbeschreibungen
› zahlreiche Einkehrtipps
› Fotos und Kartenskizzen

Foto: Gerhard Pilgram (Am Aichwaldsee/Dobiško jezero mit Blick Richtung Mittagskogel/Jepa)

Vorwort UND GEBRAUCHSANWEISUNG

DAS WEITE SUCHEN erschien 2006 erstmals im Carinthia-Verlag und war nach drei Auflagen jahrelang vergriffen. Nun haben wir das Wander-Reise-Lesebuch vollständig überarbeitet und bei DRAVA neu herausgebracht. Es ist die Anleitung für eine Weitwanderung von Kärnten zum Meer, also eine mehrtägige Fußreise im Dreiländereck von Österreich, Slowenien und Italien. Die Route unterscheidet sich von der ursprünglichen Version in etlichen Abschnitten, sie wurde sowohl verbessert und vereinfacht, als auch durch bisher fehlende Teilstücke ergänzt. Etliche Wegstrecken sind mittlerweile gut markiert, was die Orientierung wesentlich erleichtert. So decken sich fünf Etappen weitgehend mit dem Juliana-Trail, einem slowenischen Weitwanderweg, der offenbar Anleihen an »unserer« alten Route genommen hat. Im Übrigen gilt noch immer, was im Vorwort der 1. Auflage zu lesen war:
Wer sich auf diese Wanderung einlässt, und sei es nur abschnittsweise, darf sich auf wunderbare Landschaften, viele Kulturdenkmäler und die Begegnung mit gastfreundlichen Menschen freuen. Die die Region bereits zu kennen glauben, werden sie bald mit neuen Augen betrachten, und wer sie zum ersten Mal bereist, wird von ihrer außerordentlichen Vielfalt begeistert sein. Man durchmisst nicht nur unterschiedliche Kultur- und Naturräume, sondern auch zahlreiche historische Schauplätze. Zentren des Fremdenverkehrs wie Faak, Bled und Bohinj liegen ebenso auf der Strecke wie wenig besuchte Gegenden. Die Baška grapa, die Braniška dolina oder der Karst sind solche Gebiete. Neben Städten wie Jesenice, Gorizia und Triest erwarten die Wanderer*innen vor allem malerische Dörfer und einsame Weiler – Orte, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Mit den Cerkljansko hribovje, der Banjška planota und dem Kanalski Kolovrat lernt man schließlich nahezu unbekannte Landschaften von außerordentlicher Schönheit kennen. Sie (wieder) zu entdecken und zu Fuß zu erkunden, gehörte zu den beglückendsten Erfahrungen bei den Recherchen für dieses Buch.
Die Reise gliedert sich in 22 Etappen, die entweder einzeln absolviert oder zu mehrtägigen Wanderungen kombiniert werden können. Man braucht also keineswegs wochenlang und bis zur Erschöpfung zu Fuß unterwegs zu sein, sondern kann die Strecke »in Fortsetzungen« zurücklegen. Am klügsten ist es, jeweils wenigstens zwei oder drei Etappen zu einer Wanderung mit Übernachtung(en) zusammenzuziehen und dafür je ein (verlängertes) Wochenende oder einen Kurzurlaub einzuplanen. Für Frühaufsteher*innen sind die meisten Etappen (von Villach oder Klagenfurt aus) auch als Tagesausflüge zu schaffen.
Die Wanderungen verlaufen stets in Reichweite der Karawankenbahn zwischen Villach und Rosenbach, der Wocheinerbahn zwischen Jesenice und Nova Gorica und der Karstbahn zwischen Štanjel und Triest. Fast alle Ausgangs- und Endpunkte sind mit dem Zug erreichbar; wer mit dem PKW anreist, kann am Abend per Bahn zu diesem zurückkehren. Auch die Quartiere befinden sich im Umkreis der Bahnstationen. Wer mehrere Tage unterwegs ist, hat die Möglichkeit, ein »Basislager« zu beziehen und mit leichtem Gepäck zu wandern. Für mehrtägige Aufenthalte bieten sich Bled, Bohinj, Most na Soči oder Kanal ob Soči an.
Die Bahnnähe bedeutet nicht, dass man sich hauptsächlich entlang der Gleise bewegt, im Gegenteil: Die Routen verlaufen zumeist eine Geländestufe höher und abseits des Verkehrs. Die Höhenunterschiede halten sich trotzdem in Grenzen; allerdings müssen manchmal größere »Umwege« in Kauf genommen werden. Die wenigsten Etappen sind also Bergwanderungen im engeren Sinn; sie zu bewältigen, erfordert dennoch ein Mindestmaß an Kondition und eine gute Ausrüstung. Die angegebenen Wegzeiten entsprechen einem durchschnittlichen Schritttempo. Pausen und Besichtigungen sind nicht berücksichtigt. Bei längeren Etappen empfiehlt es sich, möglichst früh aufzubrechen. An heißen Sommertagen ist von den Wanderungen in der ­Primorska, dem Küstenland, abzuraten. Umso angenehmer wandert man in dieser Region im Spätherbst und Winter.
Die Wegbeschreibungen sind weniger kompliziert, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Wer sich zu Beginn der Wanderung anhand der Kartenskizze einen Überblick verschafft und sich an den Schlüsselstellen orientiert, wird vor Ort wenig Mühe haben, den Wegverlauf nachzuvollziehen. Alle Etappen sind mehrmals getestet worden. Scheinbar unlogische Wegverläufe haben dramaturgische Gründe, etwa um längere Asphaltpassagen zu vermeiden oder unerquicklichen Ansiedlungen auszuweichen. Wanderkarten bieten eine zusätzliche Navigationshilfe und ermöglichen Abkürzungen oder individuelle Routenänderungen. Man bedenke, dass manche Wege vorübergehend aufgrund von Windwürfen oder Hangrutschungen verlegt sein können und hole nach Möglichkeit entsprechende Erkundungen ein. Im Ernstfall verlasse man sich auf den eigenen Spürsinn. Wer sich trotzdem verirrt, stelle sich der Herausforderung mit Neugier und der Lust am Ungewissen.
Digitalaffinen Wanderer*innen stehen auf der Internetseite www.unikum.ac.at GPS-Tracks für alle gängigen Endgeräte und handelsüblichen Programme zum Download zur ­Verfügung.
Zu guter Letzt noch eine Anmerkung zu den zwei- bzw. dreisprachigen Ortsbezeichnungen in Slowenien. Nach Abwägung aller Argumente haben wir uns dafür entschieden, neben den gebräuchlichen slowenischen Ortsnamen auch die veralteten deutschen sowie die zum Teil aus der Zeit des Faschismus stammenden italienischen Namen anzuführen. Es ist uns bewusst, dass erstere von den Nationalsozialisten zur Rechtfertigung territorialer Ansprüche missbraucht wurden und letztere einer rücksichtslosen Italianisierung der slowenischen Bevölkerung dienten. Wir halten es aber zugleich für wissenswert, welche Herrschaftsnamen einst in Verwendung waren.
Möge Ihnen dieses Buch ein guter Begleiter sein!
Gerhard Pilgram, Wilhelm Berger, Werner Koroschitz, Emil Krištof,
Klagenfurt/Celovec im Herbst 2023