Daniel WissER
Türkei

Auf dem Weg war ich einmal stehen geblieben, um nun doch die Adresse einzugeben. Ich hatte sie vorher nicht einmal gelesen: Türkeiweg. Deshalb hatte Richard am Telefon immer wieder Türkei gesagt.
Ich fuhr weiter und überlegte, warum ich so schlecht gelaunt war. Weil Christine sich in der Früh einfach umgedreht und weitergeschlafen hatte? Wahrscheinlich. Oder weil ich am Montag diese Untersuchung hatte? Christine hörte nicht auf zu predigen: Ich dürfe nicht betrunken Auto fahren, ich solle mir endlich angewöhnen, meinen Teller gleich nach dem Essen abzuspülen, und mit Fünfzig – und ich sei schon Zweiundfünfzig – müsse man zur Darmspiegelung gehen. Früherkennung sei der beste Schutz … bla … bla … bla … Aber das alles war es nicht. Ich war schlecht gelaunt, weil ich diesem Besuch zugestimmt hatte.
Sechs Mal hatte Richard angerufen. Sechs Mal! Ich hatte ihm darauf eine SMS geschrieben: Melde mich morgen! Die Antwort darauf war: Keine Zeit? Letzte Twitter-Aktivität vor zehn Minuten. Schon allein für diese Aufdringlichkeit hätte ich ihn blockieren sollen.
Richard war mit mir ins Gymnasium gegangen. Damals waren wir gute Freunde, glaube ich. Im Jahr darauf haben wir uns noch ein paar Mal gesehen. Und dann sind wir uns noch beim zehnjährigen und beim fünfundzwanzigjährigen Maturajubiläum der B-Klasse begegnet. Das war’s. Warum er angerufen hatte, war mir nicht klar. […]
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Foto: Verena Gotthardt | In der Türkei/V Turčeh (AT)