Alois Hotschnig
Über die Grenze gehen Unterloibl — Podljubelj

Ein riesiger Drache, heißt es, ein zmaj, machte sich von Kärnten aus auf den Weg über die Karawanken in die Krain. Wo er mit seinen Tatzen hintrat, sprengten sich Felsen von der Koschuta, die stürzten ins Tal und begruben an der Stelle des heutigen Ortes Podljubelj das damalige Tržič unter sich. Tržič bedeutet Kleiner Markt. Marktl.
Die Überlebenden, heißt es, zogen fort und bauten Tržič dort, wo es heute steht, wieder auf. Neumarktl heißt es. Tržič.
Und einige von ihnen sollen sich in Ferlach angesiedelt haben. In ­Borovlje.
Der Drache ist noch öfter in die Gegend gekommen. Auch auf der Kärntner Seite der Karawanken hat die Erde immer wieder gebebt. Um das Jahr 1570 war es der Ort Unterloibl, der zum Teil verschüttet wurde. Dabei wurden vor allem die Werkanlagen der Eisenfabriken zerstört, die längs des Loiblbachs angelegt waren.
Podljubelj und Unterloibl heißen die beiden Orte auf der slowenischen und auf der Kärntner Seite des Berges, den sie im Namen tragen und auf den hin sie ausgerichtet sind, spiegelgleich, Zwillings-Orte, langgezogene Straßendörfer, die ihre Existenz der Straße verdanken, die sie über den Loibl hinweg miteinander verbindet, und die so gewunden ist wie die Straße selbst. […]
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Foto: Verena Gotthardt | In Unterloibel/V Podljubelju (AT)