Nova Gorica in Slowenien und Gorizia/Gorica in Italien, die einst »geteilten« Städte, sind Schauplatz der inszenierten Wanderung mit dem Titel GRENZGANG | PRESTOPANJE | SCONFINDAMENTO. Von der nach dem Zweiten Weltkrieg streng bewachten Grenze, die gleichzeitig die sozialistische und die kapitalistische Hemisphäre trennte, ist heute nur noch ein Betonsockel sichtbar. Im Jahr 2025 treten Gorizia und Nova Gorica gemeinsam als europäische Kulturhauptstadt auf.
Während Gorizia/Gorica eine historisch gewachsene mitteleuropäische Stadt darstellt, die zunächst Sitz der Grafen von Görz und danach bis zum Ende des 1. Weltkrieges mehr als 400 Jahre lang im Besitz der Habsburger war, entstand Nova Gorica als prestigeträchtiges städtebauliches Großprojekt des jungen jugoslawischen Staates im Jahr 1947 auf dem Reißbrett. Mit der Planung der »neuen Stadt auf der grünen Wiese« wurde der namhafte slowenische Architekt und Plečnik-Schüler Edvard Ravnikar betraut, der unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und mit dem Einsatz zahlreicher jugendlicher Arbeitsbrigaden das Projekt stemmte. Der »Kalte Krieg« zwischen dem östlichen Warschauer Pakt und den westlichen Nato-Staaten erschwerte das Zusammenleben an der Grenze: der »Eiserne Vorhang« mit Stacheldraht, Grenzbunkern, Korridorstraßen, Militärpatrouillen, strengen Grenzkontrollen, Spitzelwesen und Geheimdienstaktivitäten gehörte in den 1950er und -60er Jahren zum Alltag der Bevölkerung beiderseits der Grenze.
Entlang einer ausgewählten Route, die vorbei an Denkmälern des Ersten und Zweiten Weltkrieges führt, weite Blicke auf die beiden Städte und das Umland eröffnet, das Franziskanerkloster Kostanjevica sowie zwei ehemalige Grenzposten passiert und am Bahnhof der Transalpina-Bahnlinie endet, geben Darsteller*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen und Erzähler*innen des TEATER NA KONFINI (Theater an der Grenze) in mehreren Interventionen Einblick in reale wie surreale Geschichten der Gegend.