Wie viele Täler im Norden Friauls steht auch das Val Aupa bei Moggio Udinese im Zeichen der Erosion. Felsblöcke, Schotterkegel und Geröll prägen das Bild; kaum ein Steilhang, der nicht abzurutschen droht. Generationen von Bauern sind im Kampf gegen die Schwerkraft gescheitert, nur wenige harren aus, um den Verfall der alten Kulturlandschaft aufzuhalten. Auch den BewohnerInnen von Dordolla, dem wohl lebendigsten und schönsten Dorf des Tales, ist das Gefühl der Vergeblichkeit nicht fremd.
So ist es nur naheliegend, sich an diesem Ort des griechischen Königs Sisyphos zu erinnern und den klassischen Mythos in die Gegenwart zu übertragen. Das UNIKUM tut dies in Form einer Opernproduktion, die gemeinsam mit TEATR TROTAMORA und ZORA unter der Regie von Marjan Štikar realisiert wird. Mit dem Libretto wurden die jungen Kärntner AutorInnen Elena Messner und Dominik Srienc beauftragt, die Sisyphos als weibliche und höchst widersprüchliche Heldenfigur namens Sisifa (was im Italienischen soviel wie YES WE CAN bedeutet) zeichnen: »Eine, die sich auflehnt gegen das, was sonst aller Welt genügt, und dafür hart bestraft wird. Für das Dorf ist sie Fluch wie Segen…« Ausgangspunkt der Handlung ist ein (quasi realer) politischer Masterplan zur radikalen Umstrukturierung der Region, bei dessen Umsetzung kein Stein auf dem anderen bliebe und die Bevölkerung endgültig unter die Räder käme.
SISIFA — DAS VORSPIEL versteht sich als Ouvertüre zur Uraufführung der Oper SI, SI FA! im Frühjahr 2017 und ist als mehrsprachiges Stationen­theater in und um Dordolla angelegt. Thematisiert werden die Geschichte und Lebensbedingungen in der Region sowie die Versuche, das Dorf trotz aller Widrigkeiten zu einem Ort der Utopie machen. Die Szenen vermitteln nicht nur einen Vorgeschmack auf die Dialoge und Songs des Stückes, sondern geben zugleich Einblick in die besondere Arbeitsweise der Gruppe TROTAMORA: Hervorgegangen aus einem vor über 100 Jahren gegründeten slowenischen Kulturverein, ist sie — im Verbund von Profi- und LaienschauspielerInnen — einem zeitgenössischem Volkstheater verpflichtet, das politisch Stellung bezieht und seine Kunst als kollektiven Akt der Solidarität versteht.