Die zweite Etappe steht ganz im Zeichen
des Nanos, des wohl bekanntesten Berges im slowenischen Karst. Bergwanderer
schätzen ihn wegen der wunderbaren Aussicht, die sich von seiner langgestreckten,
markanten Felskante bietet, fürchten aber auch die Bora, die ihnen
hier bisweilen mit orkanartiger Stärke um die Ohren bläst. Von
seiner schönsten Seite zeigt sich der Berg im späten Frühjahr,
wenn sich seine Almwiesen in ein Blumenmeer verwandeln und tausend bunte
Falter von Blüte zu Blüte tanzen. |
Man lässt Predjamski grad hinter
sich, durchschreitet das liebliche Hügelland am nordwestlichen Rand
der Postojnska kotlina und klappert dabei drei Dörfer ab, die mit ihrer
himmelschreienden Hässlichkeit der idyllischen Umgebung spotten. Ein
anmutiges Kirchlein und manches Flurdenkmal trösten über die traurigen
Ortsbilder hinweg. Wandert man bis Strane auf bequemen Feldwegen, ist im
zweiten Abschnitt ein knapp zweistündiger Anstieg im Wald zu bewältigen.
Was etwas eintönig beginnt, erweist sich bald als Vergnügen. Eine
kleine Kapelle auf halber Strecke, ein alter Kulturweg und die zunehmende
Fernsicht lassen die Mühsal beinah vergessen. So erreicht man schneller
als erwartet die Höhe und hat auf der Pleša, der nackten Schulter
des Nanos, genügend Zeit für eine ausgiebige Rast. Man erlaubt
sich ein Laško in der Hütte am Gipfel, bewahrt sich aber die
nötige Trittfestigkeit für den Abstieg. Er verläuft im ersten
Abschnitt entlang eines schwindelerregenden Panoramaweges mit weiten Blicken
über den Karst und ins Vipavatal, das einem fast senkrecht zu Füßen
liegt. Aus der Ferne grüßt die Adria. Wendepunkt ist die Bergkirche
Sv. Hironim, die sich kaum malerischer an den Berg lehnen könnte. Eine
letzte Rast, und man stolpert talwärts nach Razdrto, wo man neben der
Autobahn wider Erwarten ein angenehmes Quartier bezieht. |