38 | CAFÉ AFFI
Für Fremde ein unscheinbares Lokal, für seine Stammgäste ein wichtiger sozialer Ort. Mann und Frau treffen sich hier, im kleinen Raucherzimmer mit Theke und Fernseher. Geplaudert wird über Gott und die Welt, über Arbeit und Familie, über die neueste Mode, den letzten Arztbesuch und über alte Zeiten. Lebende Affen soll es hier seinerzeit gegeben haben – daher der Name des Lokals. Die alte Wirtin, erfährt man, sei mit den Tieren sogar im Zirkus aufgetreten, eine verrückte, lebensfrohe und zugängliche Frau.
Ganz anders wirkt die Bedienung heute: ernst und streng. Gemeinsam mit ihrem Mann steht sie hinter der Theke. Fast widerwillig spricht sie den Neuankömmling, eine junge Frau, an: »Was darf ich bringen? Zum Essen gibt es nichts mehr, wir schließen in einer Stunde.« Auch bei den Stammgästen stehen nur Gläser am Tisch, eine Speisekarte erübrigt sich.
Billige Kopien von Vincent van Gogh und Gustav Klimt schmücken die Wände. Zwei Wandregale sind mit Pokalen vollgestellt. Daneben der dunkelbraune Holzkasten des Sparvereins. »Das waren noch Zeiten, als ich für’s Sparen einen Pokal bekommen hab’. Hier steht er, wenn Du’s mir nicht glaubst«, erklärt einer der Männer.
Es ist 14 Uhr, Sperrstunde. Die Kellnerin steht am Tisch. »Zweivierzig!« Keine Kleinigkeit für einen gespritzten Apfelsaft. Der neue Gast öffnet die Brieftasche und bezahlt auf den Cent genau. Er zieht die Jacke an, nimmt die Tasche und macht sich – von stummen Blicken verfolgt – auf den Weg. Sang- und klanglos verlassen auch die Stammgäste den Ort des Geschehens.
Monika Perkonig

Kurzinfo
Verlängerter 2,30, großes Bier 2,90, Toast 2,50.
Café Affi | Maria-Platzer-Straße 2 | Mo–Fr 8.00–22.00 | Sa 8.00–14.00, So 9.00–13.00 | 0463 23523

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